Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 101
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0113
Severin Beck und der Wehrsteiner Kreis

sich selbst. <...> Woher soll diese <Bildung> kommen, von wem soll sie ausgehen?
Und die folgenden Worte könnte Lehrer Beck gesagt haben: Ich sage ohne Bedenken:
von den Organen der Volksbildung, von den Volksschullehrern. Denn von den kirchlichen
Organen, den Geistlichen kann nichts erwartet oder darf nicht gefordert werden
. In überwiegender Mehrzahl sind diese nämlich dem politischen Fortschritt und
der dahinzielenden Volksbildung feindlich gesinnt <...> Die Märzvereine sollten
daher überall darauf sehen, die Schullehrer als Mitglieder und Leiter der Lokalvereine
zu gewinnen <...>125.

Unter dem Kürzel J.Z. teilte die Zeitung ihren Lesern mit, daß am 11. Februar,
einem Sonntag, der Märzverein eine allgemeine Versammlung im Hirschen zu Betra
abgehalten hatte126. Als Hauptredner traten dabei Lehrer Beck und Oberförster Graf
Uxküll vom württembergischen Oberamt Sulz auf. Beck versuchte die Zuhörer für
die „Freiheit des Volkes" einzunehmen. Er habe die bei solchen Anlässen gewöhnlich
vorkommenden vagen und gemeinen Schimpfereien vermieden. Graf Uxküll wurde
vom Berichterstatter bescheinigt, daß er durch sein biederes und anspruchsloses Auftreten
die allgemeine Hochachtung erworben habe127. Ob als Meinung des Grafen
oder eigenes Sympathieempfinden bleibt nachfolgendes unentschieden: Uberhaupt
hat der ganze Verlauf der Versammlung den Beweis geliefert, daß das Volk seine Stellung
zu begreifen im Stande, daß es seiner inneren Freiheit näher gerückt und selber
auch im ausgedehntesten Grade (ihrer) werth ist <...> Erlösung von Dummheit und
Zwietracht bringt Freiheit.

Der Bericht schließt nüchterner darüber, daß eine Protestation an die Reichsversammlung
zu schicken beschlossen wurde. Diese solle beinhalten, daß die Ausscheidung
Deutsch-Österreichs aus dem künftigen Deutschland abzulehnen sei, und ein
Kaiser als Reichsoberhaupt, ob Österreicher oder Preuße, nicht in Frage kommen
dürfe. „Einen Präsidenten" wolle man, so schloß der Bericht.

Für die Republik zu streiten trafen sich die Teilnehmer mit den Radikalen in
Frankfurt, die sich im Donnersberg versammelten. Zusammen stellten sie ungefähr
15% der Abgeordneten der Nationalversammlung. Zu den von ihnen vertretenen
Prinzipien gehörten die Volkssouveränität, das Einkammersystem, die allgemeine,
gleiche, direkte Wahl und eine dem Parlament verantwortliche Exekutive. In den Reihen
der Linken war der Anteil der freiberuflichen Intelligenz und der Angehörigen
der unteren Mittelklasse im Vergleich zu anderen Fraktionen relativ hoch. Ein äußeres
Erkennungsmerkmal dieser linken Abgeordneten war der Vollbart, der auch
Demokratenbart genannt wurde128. Reizvoll wäre es, dies für die Männer des

125 SB, Nr. 32, v. 15. 2.1849 - Abschnitt „Aus Hohenzollern".

126 SB, Nr. 34, v. 18. 2.1849.

127 Nachhaltig genug war diese Meinung über Graf Uxküll nicht. Wegen Erregung des Aufruhrs
war er vom 3. 7.1849 bis zum 9. 8.1849 und vom 16.12.1850 bis zum 24. 2.1851 auf dem
Hohenasperg gefangen. - „Auf den Bergen ist Freiheit", Ausstellungskatalog „Asperg", hg.
vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart, 1997.

128 Ulrike Ruttmann: Die Nationalversammlung in der Paulskirche, in: 1848 - Aufbruch zur
Freiheit, Ausstellungskatalog zum 150jährigen Jubiläum der Revolution von 1848/49, hg. von
Lothar Gall, Frankfurt 1998, S. 213.

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