Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 125
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0137
Severin Beck und der Wehrsteiner Kreis

Nachdem der Horber Märzverein an die Nationalversammlung, die als Rumpfparlament
in Stuttgart tagte, am 9. Juni eine Adresse mit dem Ausdruck der Anerkennung
und der militärischen Einsatzbereitschaft geschickt hatte234, wurden die
„Wehrsteiner Vereine" ähnlich aktiv. Sie veröffentlichten an gleicher Stelle235 eine
Erklärung an die Reichsregierung und Reichsversammlung in Stuttgart. Sie ist nur
mit Märzverein von Wehrstein gezeichnet. Vermutlich steht Lehrer Beck hinter ihr. In
ihr wird der Mut der verbliebenen Parlamentarier gefeiert und die verbliebene Cen-
tralgewalt in Frankfurt abgewertet. <...> allein durch so vielfachen schwarzen Ver-
rath Anderer mißtrauisch gemacht, fragt Einer den Andern: Werden sie nicht auch
vergagern, verjordanen, v er dahlmannen, verrömern, verh asser mannen und verwelkern
? Nein: rufen wir; sie werden sich selbst gleichbleiben, und wie sie schon so oft
gesagt: handeln statt unterhandeln <...>. Am 10. Juni 1849 veranstaltete Beck zur Feier
der obenerwähnten neuen Reichsregentschaft auf der Betraer Höhe eine Volksversammlung
und ließ ein Freudenfeuer abbrennen236. Diese Reichsregentschaft sei nun
die gesetzliche Behörde und ihr müsse man folgen. Beck sprach wiederum als ein
Volksaufklärer: Das Volk lebe in Finsternis und sei mutlos. Zur Unterstützung seien
auch Pfarrer Sprißler und Oberförster Uxküll v. Güllenband aus Sulz anwesend
gewesen. Die deutschen Farben „Schwarz-Rot-Gold" deutete Beck um; Schwarz
wäre nicht mehr die Farbe der ehemaligen Lützowschen Jäger aus dem Freiheitskampf
gegen Napoleon, sondern die Farbe der Finsternis, <...> weshalb auch die Versammlung
auf die Nacht zusammenberufen worden sey, roth bedeute Blut, welches
es kosten werde, nach diesem werde es aber hell werden. Die Dummheit des Volkes
sei wie ein Tyrann, sei diese beseitigt, würde alles leicht gehen. Von daher versteht sich
auch Becks Empfehlung, den „Beobachter" aus Sigmaringen und den Schwarzwälder
Boten zu lesen. Widerstand zusammen mit der Reichsregentschaft zu leisten war also
die Botschaft des Revolutionärs aus Betra.

Die Reichsregentschaft befahl dann auch der württembergischen Regierung,
unverzüglich 5000 Mann Infanterie, vier Schwadronen Reiterei sowie zwei Batterien
Artillerie zum Schutz der von reichsfeindlichen, insbesondere von preußischen Truppen
bedrohten Festungen Rastatt und Landau in Marsch zu setzen237.

Im Kampf für die Verfassung versprachen die Wehrsteiner: <...> Wir aber werden
fest und treu zu Ihnen stehen und willig jedem Rufe folgen, der von den Männern an
uns ergehen wird, denen Sie die Reichsgewalt übertragen und die wir ohne Ausnahme
hochschäzen, verehren und lieben. Vor wenigen Tagen haben wir die Reichs- Verfassung
beschworen, und haben es um so freudiger gethan, als wir wußten, daß wir
uns zugleich für den Schuz der Nationalversammlung vereiden. Der Schwabe liebt
<...> sein Wort zu lösen — und war's mit dem Blute, und liebt noch mehr zu halten,
als er verspricht. Das ist die Stimmung, mit der wir Sie als des Vaterlandes lezte und
schönste Hoffnung in Schwaben willkommen heißen <...> Hochherzige Männer der

234 SB, Nr. 115, v. 14. 6.1849.

235 Ebd.

236 Ankläger Stroppel, in StAS, Ho 235, Bd. 28, Abtl. I/Sekt. 11, Nr. 400/3.

237 Paul Sauer: Revolution und Volksbewaffnung - Die württembergischen Bürgerwehren im
19. Jahrhundert, vor allem während der Revolution 1848/49, Ulm 1976, S.156.

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