Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 155
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0167
Polemik al fresco

dergrund vollzieht Graf Jos Niclas die Grundsteinlegung. In der Bildmitte stehen
frontal zum Betrachter und in einen Lichtstrahl getaucht seine Gattin und seine beiden
Kinder. Der ältere Sohn, der nachmals berühmte Graf Eitelfriedrich II. reicht seine
Hand dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg, der hier durch sein
Wappen und seine exponierte Position als der eigentliche Protektor dieses Ereignisses
erscheint. Die Handreichung symbolisiert im weiteren Sinne die Verwandtschaft und
den Bund zwischen den hohenzollerischen Linien, im engeren Sinne nimmt er den
späteren Eheschluss des Grafen Eitelfriedrich mit der Nichte des Markgrafen, Magdalena
von Brandenburg, vorweg. Markgraf Albrecht Achilles ist auf dem Gemälde
eindeutig die Hauptperson des Geschehens, die anderen hochrangigen Gäste stehen,
sich wechselseitig verdeckend, in der zweiten Reihe, so Markgraf Karl von Baden
(erkenntlich am badischen Wappen seines Mantelsaums) und der Herzog von Burgund
(erkennbar am herausstechenden blauen Lilienmantel). Ganz in den Hintergrund
gedrängt erscheint Erzherzog Albrecht von Osterreich (links hinter Albrecht
Achill, erkenntlich am rot-weiß-roten Wams).

Wie alle Historienmalerei transportiert dieses Gemälde nicht historische Realität,
sondern Ideologie, ihr Interesse ist nicht die Aufklärung der Vergangenheit, sondern
sie benützt Vergangenheit, um in der Gegenwart eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Dabei spielt die historische Faktizität nicht die entscheidende Rolle. So ist zwar
bekannt, dass Markgraf Albrecht Achilles sich für den Wiederaufbau der Zollerburg
1454 beim Kaiser eingesetzt hat, von einer Anwesenheit auf der Burg anlässlich der
Grundsteinlegung ist in den Quellen nicht die Rede. Auch der Herzog von Burgund
war mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dabei. Es ist zwar bezeugt, dass dieser im
Jahr 1454 auf der Rückkehr vom Regensburger Reichstag in Rottenburg bei Erzherzog
Albrecht Station machte. Stillfried und mit ihm Peters nutzten diese Tatsache, um
den Burgunder sozusagen bei dieser günstigen Gelegenheit auf den Zoller einzuladen
und diesem regionalen Ereignis somit größeren, wenn man so will: internationalen
Glanz zu verleihen. Die eigentlich zentrale Figur bei der Wiedererrichtung der Burg
Hohenzollern, Erzherzog Albrecht von Osterreich, muss man auf Peters' Gemälde
richtig gehend suchen. Dabei war er es, der im Jahr 1454 seine Truppen in einem weiten
Kreis um Hohenzollern legte, um die Reichsstädte, die diesen Akt der Grundsteinlegung
hätten verhindern können, in Schach zu halten.

Diese historische Tatsche stand für den „Propagandaminister" Stillfried aber nicht
im Vordergrund. Ihm war es vielmehr darum zu tun, die Parallelität der Ereignisse
von 1454 und seiner eigenen Zeit herauszustellen. Denn es war ja in der Tat so, dass
sich der Bau der zweiten Burg Hohenzollern vom Jahr 1454 in diesen Jahren Mitte des
19. Jahrhunderts ziemlich genau zum 400. Male jährte. Und jetzt war man wiederum
dabei, eine dritte, noch glänzendere Feste zu errichten. Da wiederholten und duplizierten
sich triumphal die Ereignisse. So wie bei der zweiten Grundsteinlegung 1454
ein mächtiger Hohenzoller, der Markgraf von Brandenburg, sich als Protektor dem
schwächeren schwäbischen Vettern an die Seite stellte, so trat nun bei der dritten
Burggründung 1850 ein noch mächtigerer Hohenzoller auf den Plan, der König von
Preußen, der das kleine Hohenzollern abermals vor den Annexionsgelüsten Württembergs
rettete.

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