Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 180
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Karl Werner Steim

1865. Mein Vater schärfte die stumpfen Instrumente der Handwerker massenweise zu
neuem Gebrauch. Unser Zug stand den ganzen Tag angeschirrt im Stalle, um jederzeit
Vorspann leisten zu können, sobald doppelt schwere Lasten am Kirchturm-
Krahnen empor gezogen werden mußten. Das brachte durch die 3 langen Jahre
beträchtlichen Verdienst ins Kirchenschmieds-Hauswesen.

In meinem 4ten Lebensjahre hatte ich eine Lungen-Entzündung durch zu machen.
Physikus Schmid32 von Gammertingen rettete mir das Leben. Dabei verlor ich den
Riechsinn durch das Einatmen von furchtbar scharfen Essenzen. Bei meiner Genesung
bekam ich von Verwandten nach und nach eine Handvoll kleine Geldmünzen
zusammen, mit denen ich den ganzen Tag spielte. Meine Liebe zum Gelde mag wohl
von dort her zu erklären sein.

[2] 2. Abschnitt: Meine Schulzeit

Im Jahre 1859 kam ich zur Schule. Gleich im ersten Jahre war ein Volksfest. Dabei
sollten die Knaben des ersten Schuljahres zeigen, wer am schnellsten Springen könne
. Ich war der erste am Ziele und sprang dem Lehrer [Anton] Schmied an seinen
dicken Bauch. Erst wurde ich von ihm geschimpft. Dann bekam ich ein Taschentüchlein
als Preis zum Geschenke.

Mit 12 Jahren fing ich bei demselben Lehrer das Geigenspiel an. Beim Herrn
Pfarrer Mayer lernte ich Klavier spielen über 2 Jahre lang.

Beim Unterlehrer Vogler begann meine Vorbereitung auf das Lehrfach. Er zeigte
mir hauptsächlich die Bruchrechnungen, da der alte Lehrer Schmid vom Bruchrechnen
selber wenig verstand.

Im Jahre 1869 kam ich an die staatliche Präparandie nach Sigmaringen. Musterlehrer
Leo Lacher leitete die Anstalt mit großem Geschicke. Den Titel Musterlehrer führte
er mit vollem Rechte.

Im Herbste 1869 wurde die Präparanden-Anstalt aufgelöst. Wir fünf Zöglinge
kamen nach Gammertingen zum Musterlehrer Blessing, welcher vorher Taubstummen
-Lehrer in Habstal gewesen war.

[3] 3. Abschnitt: Seminarzeit

Auf 1. Oktober 1870 kam ich ins Lehrer-Seminar nach Brühl bei Köln. An Weihnachten
desselben Jahres kamen Joseph Schnaitenberger, Johann Bek (Bruder meiner
Stiefmutter) und noch einige Soldaten aus Hettingen auf Besuch zu uns ins Seminar.
Es hatte an diesem Tage 20 Grad Kälte. Der Seminar-Direktor verlangte: wir sollten
im Parke spazieren gehen. Feldwebel Schnaitenberger sagte die Treppe herunter: „Was

32 Joachim Schmid aus Trochtelfingen hat 1846 die „Staatsdienstprüfung aus der Arznei- und
Wundarznei-Wissenschaft, Geburtshülfe und Staatsarzneikunde sehr befriedigend erstanden"
und erhielt 1847 die Amtswundarztstelle für den Amtsbezirk Trochtelfingen-Gammertingen.
Er ist am 4.5.1885 gestorben. Verordnungs- und Anzeige-Blatt für das Fürstenthum Hohen-
zollern-Sigmaringen 23 (7.6.1846) und 4 (24.1.1847). - StAS Ho 235 T 23-24 Nr. 69.

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