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Karl Werner Steim
b. Verpflegung.
Die Kost, sie war mis'rabel schlecht,
War recht für Hund und Schweine -
Wir klagten's oft mit Fug und Recht.
Man half uns - nur zum Scheine.
So mußten wir drei Jahre lang
An Leib und Seele hungern.
Verflucht sei solch ein Bildungs-Zwang.
Heut' muß man sich schwer wundern.
c. Erholung.
Erbärmlich ein Spaziergang war.
Ein Lehrer lief uns voraus -
Die Zöglinge, in großer Schar,
Sie machten die Schafherd' aus!
[6] Und um die Herde rings herum
Sechs Aufseher hielten Wacht!
Macht einer einen Seiten-Sprung -
O weh! Der fiel in Acht.
Uns schloß man von der Menschheit ab
Und sollten Erzieher werden.
Statt man zur Lehr uns Normen gab
Galt Bildung für Verderben!
Ein Unsinn war's - hell zum Lachen.
Vom Volkstum uns zu trennen.
Soll aus Volk man Menschen machen,
Muß man das Volk erst kennen!
Dasselbe Volk, von dem man uns
Hermetisch abgeschlossen,
Dasselbe überließ man uns.
Wir lehrten's unverdrossen!
O! Diese Seminaristen-Zeit
Ist heut' uns noch zum Ekel.
Gott sei's gedankt, sie ist jetzt weit,
Sie bleibt uns: Mene Tekel!
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