Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 193
(PDF, 57 MB)
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

Mein Schwager Adolf Beuter als 4jährig freiwilliger Dragoner in Bruchsal

Adolf war ein flotter Junge. Aber schon mit 16 Jahren folgte er weder seiner Mutter
noch seinem Vater. Die Mutter verzog ihren Herzkäfer nach allen Regeln der
Kunst. Vater Beuter holte sich Rat im Pfarrhause, wo er als Heiligen-Rechner sehr
wohl gelitten war. Blumenstetter gab ihm den Rat, er solle seinen unfolgsamen Sohn
freiwillig zum Militär lassen. Beim Militär lerne jeder Soldat folgen. Adolf trat in
Bruchsal bei den Dragonern ein. Der stramme Bursche war der flotteste Mann der
Schwadron.

Seine Offiziere hatten Freude an dem begabten jungen Manne. Exerzieren war ihm
Lust und Spielerei. Als Adolf sich gar bald eingelebt hatte, fühlte er eine gewisse
Selbstständigkeit in sich und ging seine eigenen Wege. Auch das weibliche Geschlecht
fand großes Interesse an ihm. Adolf hatte immer Geld, ja sogar viel zu viel Geld. Ging
des Vaters Zuschuß aus, dann half seine Mutter.

[30] Adolf pumpte Geld bei den Juden. So nach und nach kam er tief in Schulden
hinein. Meine Einberufung zum Militär fiel in Adolfs Dienstjahre. Vater Beuter gab mir
den Auftrag, bei meiner Hinreise Adolf zu besuchen. Johann Schönbucher war mein
Begleiter. In Bruchsal gingen wir in die Reiterkaserne. Adolf war nicht zu treffen. Seine
Kollegen sagten uns: „Beuter treffen Sie am besten in der Kantine." Wir gingen
dahin. Was wir aber hier zu sehen bekamen, spottet jeder Beschreibung. Im Biere mußten
wir waten. Das war uns gleich klar aus der Situation, in der wir Adolf trafen. Er saß
in Mitten seiner Kameraden, stieß fortdauernd an mit ihnen. Bei jedem Anstoß zersplitterten
die Biergläser. Daher kam es, daß wir vor Bier und Glasscherben keinen
Schritt ins Lokal wagten. Wir machten kehrt und fuhren kurz darauf Koblenz zu.

Von Adolfs Kameraden erfuhren wir, daß Adolf den Geschwollenen spielte. Öfters
pflege er im Landauer in der Stadt herum zu fahren. Der Wagen sei vollgefüllt von
jungen Damen besetzt. Im Lauf der Jahre soll die Schuld beim Juden die Summe von
10 000 Mark erreicht haben. Adolf kam in Bedrängnis. Sein Vater ging nach Bruchsal
, um nach der Sache zu sehen. Er besuchte Adolfs Rittmeister. Dieser gab dem
Vater Beuter den Rat: „Ihr Sohn ist noch nicht volljährig. Sie sind dem Juden zur Zahlung
nicht verpflichtet." Vater Beuter atmete auf. Der Jude hatte das Nachsehen.

[31] Wilhelm Zöhrlaut: Besitzer vom Schloss-Bräuhaus

„D'r Brui", wie er allgemein genannt wurde, war gebürtig aus Hechingen. Er war
eine Kraftnatur und dabei hochintelligent. War er gut gelaunt, dann machte er der
besseren Kundschaft gern ein Kraftstück vor. Ein volles Fäßchen Bier packte er nur
mit Daumen und Zeigefinger und stellte es auf den Tisch. Zöhrlaut56 kaufte [1867]
das verrufene Schlößchen, in dem (nach der Leute sagen) die Hexen ihren Spuck trieben
. Eine Anzahl Besitzer aus Haigerloch und Hart gingen auf dem Schlößchen zu
Grunde. Zöhrlaut hatte keine Angst vor den Hexen. Er sagte einmal zu mir: „Ich
habe die Hexe bei meinem ersten Besuche im Bräuhaus gefunden. Dreck und wieder

56 Wilhelm Zöhrlaut, * Hechingen 29.11.1838, f Haigerloch 2.8.1913. Pfarrarchiv Haigerloch,
Familienregister.

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