Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 197
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

Empfingen mit dem Bemerken: „Der Mann hat 5 heiratsfähige Töchtern, hol Dir
doch eine davon!"

Bei nächster Gelegenheit pilgerte ich nach Empfingen: Kam, sah und siegte! Ich
wählte mir die mittlere aus. Nach kurzer Zeit wanderte ich wieder nach Empfingen
und Herr Bürkle gab mir seine Tochter Paula Justina Bürkle zur 2ten Ehgattin. Bürkle
war im Stande, jedem seiner Kinder ein nettes Vermögen mitzugeben. [36] Er war
Lehrer, Organist, Heiligenrechner, Schulfondsrechner, Verwalter der Empfinger Poststelle
, Leihkassen-Einnehmer, Pflegschafts-Rechner für Empfingen. Diese vielen
Bächlein gaben einen respektablen Bach. Bürkle war der Höchstbesteuerte Mann in
Empfingen, einem Dorfe von 1200 Einwohner. Seine 7 Kinder konnte er alle ausbilden
lassen. Ein Sohn, der Arzt war, brachte es bis zum Stabs-Arzt. Als solcher starb
er in Wesel an einer Verwundung, die er sich zuzog bei einer Operation.

Kinder aus 2ter Ehe

1. Paul Peter besuchte nach der Volksschule das Gymnasium bis zum Einjährigen.
Er wohnte im Fidelishaus64. Dort holte er sich die Schwindsucht, weil Rektor Mar-
mon65 nicht vorsichtig war und zwei Zöglinge unter andern herum laufen ließ,
obwohl sie die Schwindsucht im höchsten Grade hatten. Nicht genug: Einer war aus
meiner Heimat, ein reicher Bauern-Sohn, bekam viel Speck, Butter und Brot von zu
Hause. Paul wurde reichlich von ihm beschenkt. Er strich ihm seine Bazillen zu Hunderten
auf das Brot.

[37] Paul war von Geburt auf eine gesunde, kräftige Erscheinung, hatte eine imposante
Hackennase im Gesicht, kurz, er hatte das Gestell meines Vaters geerbt. Den
Weltkrieg machte er von Anfang bis ans Ende mit. Krank, gebrochen an Leib und
Seele, kam er heim. Die Schwindsucht brach aus in ihrer ganzen Fürchterlichkeit.

Schon krank, wagte er noch zu heiraten und meinte, eine Frau könnte ihn wieder
gesund füttern. Es war zu spät. Der Tod erlöste ihn von seinem schrecklichen Leiden.

2. Antonie war unser Angstkind. Von Geburt aus war sie halbseitig gelähmt. Sie
konnte wohl gehen, aber mühselig. Auch das Gehirn war zur Hälfte gelähmt. Dennoch
brachte ich sie in der Schule so weit, daß sie lesen und schreiben konnte. Hätte
ihr ganzes Gehirn schaffen können, wäre Toni eine recht gute Schülerin geworden.

Das arme Kind war ständig um seine Mutter herum. Selten wagte es sich auf die
Gasse, weil es nicht mitkommen konnte. Toni wurde doch 20 Jahre alt. Im 20zigsten
Lebensjahre befiel sie eine starke Erkältung. Sie starb auf dem Sopha in den Armen
des Arztes.

64 Im Fidelishaus befand sich von 1857-1933 - mit Unterbrechung während des Kulturkampfes
von 1873-1886 - das von Pfarrer Thomas Geiselhart (1811-1891) gegründete „Erzbischöfliche
Knabenseminar für Hohenzollern". Werner Kuhn (Hg.): Sigmaringen. Ein historischer
Führer. Sigmaringen, 2003, S. 138. - Das St. Fidelishaus zu Sigmaringen 1857-1907. Ein
Gedenkblatt zum Jubelfeste des 50-jährigen Bestehens des Erzbischöflichen St. Fidelis-Kon-
vikts. Sigmaringen 1907.

65 Joseph Marmon, * Haigerloch 5.2.1858, f Haigerloch 13.1.1934. 1893-1907 Rektor des
Fidelishauses in Sigmaringen. Heimatbücherei Hechingen U b 203.

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