Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 201
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

Finkennest zu bauen. In 22 Punkten legte ich ihm meine Baubedingungen vor. Der
Sohn81 vom Herrn Steidle war mit im Zimmer. Vater Steidle sagte zu seinem Sohne:
„Do, schau au hear, der Herr Hauptlehrer legt miar 22 Bedingungen [45] vor zu
einem Neubau und dia soll i unterschreiba. So hot mi jetzt doch no neamad fescht
binda wölla!" Darauf entgegnete ich: „Herr Hof Werkmeister! Dia Sach ischt ganz
eifach. Wenn Sie unterschreiben, ischt die Sache gut. Im andern Falle laß i 's Baua
bleiba!" Meine Bedingungen wurden unterschrieben. Steidle baute im Sommer 1910
mein Haus. Auf 1. Oktober desselben Jahres mußte der Bau schlüsselfertig sein. Nur
ein einziges Mal kam ich von Haigerloch herauf, den Bau zu besichtigen. Das geschah
nach 12 Uhr mittags, während die Arbeiter beim Essen waren. Ich wollte mich
nicht zu erkennen geben. Die Sache sollte noch geheim gehalten werden.

Am 1. Oktober zog ich dann ein in mein Eigenheim mit Frau und Kind und Kegel.

Die Handwerker waren da und dort noch an der Arbeit. In wenigen Tagen war
alles fertig. Mein Freund, Bauinspektor Dieringer, mußte in meinem Auftrage die
etwaigen Bau-Mängel am Hause feststellen. Deren gab es weit über ein Dutzend. [46]
Hofwerkmeister Steidle ging ohne Wider-Rede an die Ausbesserungs-Arbeiten.
Allein, mit der Zeit kamen wir doch dahinter, daß Steidle weit mehr als genügend auf
seinen Nutzen bedacht war. Nach Juden-Art. Architekt Götz meinte, mein Haus sei
viel zu leicht gebaut worden. Die Wände im oberen Stockwerk haben nicht die normale
Stärke. Sie seien erheblich dünn ausgefallen. Das spürten wir leider nur zu bald.
Wir hatten kalt im Hause. Im Keller ist heute noch nicht einmal ein Plafond (Plafo)
vorhanden. Ich würde heute nicht mehr so sorglos sein und auf meinen Vorteil auch
besser bedacht sein. Haigerloch und Sigmaringen lagen damals (hinsichtlich Verkehrsverhältnisse
und Kostenpunkt) recht weit von einander entfernt. Unter diesen
Verhältnissen hätte ich gar nicht bauen sollen. Für mein Haus bezahlte ich Steidle
14000 M in Staatspapieren. Es kam noch manches dazu, z. B. die Wasserleitung von
der Waschküche in [den] Garten hinaus, Gasbeleuchtung im Keller und anderes, was
noch besonders bezahlt werden mußte.

[47 b]82 10. Abschnitt: Mein Abschied von Haigerloch. 1. Oktober 1910

Am Abend vorher versammelte sich die Gemeinde im großen Saale der Brauerei
Maier. Meine Abschieds-Rede lautete ungefähr also: „Bürger von Haigerloch! In den
achtziger- und anfangs der neunziger-Jahre gab es „Unheil-Apostel", die die fälschliche
Anschauung verbreiteten, es rentiere sich die Landwirtschaft für Haigerloch
nicht mehr. Was war die Folge? Ein Ackerlein ums andere, ein Wieslein ums andre
wurde verkauft. Wo ist nun das Geld hiefür? Es ist verbraucht worden. Jetzt aber
fährt der Pflug von Weildorf bis an die ersten Häuser von Haigerloch. Die Trillfinger
kommen mit ihrem Pfluge bis vor die Schloßmauern. Die Stettemer und Gruoler, sie
haben Euere besten Wiesen. Und Ihr? Ihr habt jetzt das Nachsehen. Ihr hofft auf
Fabriken im Eyachtale. Bis jetzt ist eine da. Eine zweite wird vergeblich erwartet.
Nein, gute Leute! Ich kenne nur ein Heilmittel für Euch. Ihr müßt weniger Feste

81 Architekt Hans Steidle. StAS Dep. 1 T 6-7 Nr. 225.

82 Vermutlich ein Paginierungsfehler: Die Seite 47 a gibt es im Manuskript nicht.

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