Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 217
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens
[78] Mein Kirchenchor in Haigerloch

Es war ein sogenannter gemischter Chor von Damen und Herren. Nach dem Tode
des Lehrers Donat Rot fiel mir sein Kirchenchor von Rechts wegen ganz in die Hände
. Unter den Chormitgliedern waren schon recht alte Semester. Einige Damen waren
wohl 70 Jahre alt. Damenmitglieder waren: Frau Volkwein, Frl. Batzer, Frl. Münzer,
Frau Schwenk, Frl. Schwenk, Frl. Schon, Frl. Stengel, Frl. Stengel, Frl. Schillinger, Frl.
Zöhrlaut, Frl. Edele, Frl. Trenkle. Herrenmitglieder: Wilhelm Maier, Augustin Stengel
, Joseph Schaller, Heinrich Huber, Martin Lenz, Anton Emter, Adolf Schönbucher,
Johann Schönbucher, Maximilian Manz, Reinhard Huber. Chorknaben waren: Alfred
Schwenk, Heinrich Huber, Paul und Karl Fink. NB. Reinhard Huber - genannt der
Baßhuber - war allweg mein zuverläßigster und treuester Sänger.

[79] Um den Mitgliedern wieder neuen Mut zu machen, wurden von Zeit zu Zeit
Ausflüge unternommen. Große Auslagen konnten nie gewagt werden. Unsere Vereinskasse
hatte immer Ebbe. Bis die Zehrungskosten bereinigt waren, blieb gar wenig
übrig, selbst dann, wenn der geistliche Herr noch einen größeren Obolus aus seiner
Tasche zog. Aber vergnügt war man dessenungeachtet eben doch. Zu meiner Zeit wurden
auch mehrere Kirchen-Gesangfeste abgehalten in der prächtigen Schloßkirche.

In den 90zigern Jahren stand mein Chor auf dem Höhepunkt. Einmal kam Professor
Wannenmacher123 von Sigmaringen über Hechingen nach Haigerloch. Abends
sagte er im Bräuhaus vor einer größeren Gesellschaft: „So schön wie in der Schloßkirche
zu Haigerloch singt man weder in Sigmaringen noch in Hechingen." Dies Urteil
aus berufenem Munde tat mir wohl und war mir Entschädigung für viele, viele Proben
und Mühen. Die letzten Ostern 1910 sang ich die 3te Lamentation dreistimmig
mit meinen Buben Paul und Karl. Paul sang erste, Karl zweite und ich dritte Stimme.
Es hatte außerordentlich gefallen und wurde allgemein belobt.

[80] Mein Kampf um bessere Bezahlung der Kantorie

Ein fürchterliches Unrecht mußte ich durchs ganze Leben schleppen. Mir wurde
das ganze Kantorie-Gehalt - 700 Reichsmark - ins Lehrergehalt eingerechnet. Immer
und immer wieder nahm ich einen Anlauf, pedizionierte124 und pedizionierte bei der
Kirche, beim Staat, beim Minister, aber geholfen wurde mir nirgends. So wie Sigmaringen
nach Berlin berichtete, so wurde in Berlin gerichtet. Was kümmerte die Weltstadt
sich um eine Kantorie in Haigerloch. Auch die Geistlichkeit kannte kein Erbarmen
. Sie duldete unverdrossen fortgesetztes Unrecht, sah zu, wie gleichsam die Stadtgemeinde
mein Kantoriegehalt einnahm und ich jahrein, jahraus die Orgel spielen
mußte, ohne einen Pfennig Lohn dafür zu erhalten. Als meine Petition abschlägig von
Berlin zurück kam, sagte Freund Henselmann (Oberamts-Sekretär zu Haigerloch)
mir im Vertrauen: „Ja, mei liaber Fink, ma tät Diar gern helfa, aber [81] wo sollt die
Stadt 15000 Mark hernehmen, um Dich zu entschädigen." (So hoch belief sich näm-

123 Professor Dr. Franz Xaver Wannenmacher, :;~ Owingen 8.5.1839, f Straßburg 21.10.1904.
Zuerst Volksschullehrer, später Gymnasiallehrer in Köln. Heimatbücherei Hechingen U b 337.

124 = petitionierte.

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