Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 240
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Rolf Vogt

tionären - deshalb neuerdings von hoher Warte vorgehalten19. Auf der anderen Seite
modernisierte Otto Nerz den Fußball in Deutschland. Er systematisierte die Spielersichtung
, führte Lehrgänge für den Nationalkader ein und berücksichtigte medizinische
Gesichtspunkte in seiner Pädagogik20.

Bei den Olympischen Spielen 1928 brachte das noch keinen Erfolg. In Amsterdam
scheiterte die Nerz-Elf bereits in der Zwischenrunde mit 1:4 an Uruguay. Noch heute
werden das harte Spiel der Südamerikaner und die Schiedsrichterleistung für das
Desaster verantwortlich gemacht. An der ersten Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay
nahm der devisenarme DFB nicht teil, doch in Italien schlug 1934 Nerz' große Stunde
. Mit dem dritten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft gehörte Deutschland
erstmals zur Weltspitze. Fritz Szepan spielte das Turnier seines Lebens. Die Deutschen
schlugen in Florenz Belgien 5:2 und in Mailand Schweden 2:1. Im Halbfinale
war die Tschechoslowakei beim 2:3 in Rom stärker. Aber mit dem nachnominierten
Reinhold Münzenberg als Stopper und Fritz Szepan als Halbstürmer fand sich in
Neapel ein Duo, das im Spiel um den dritten Platz genial harmonierte. Der Sieg gegen
Osterreich war eine Sternstunde des deutschen Fußballs.

Dann kam die Schlappe von Berlin. Der DFB war einer der wenigen Sportverbände
, die versagten. 33 Goldmedaillen, 26 mal Silber und 30 mal Bronze, dazu den
ersten Platz in der Nationenwertung fuhr das erfolgsgierige NS-Deutschland bei den
Olympischen Spielen ein, aber im Fußball nur Spott. Wenn nur der Führer nicht
dabei gewesen wäre, war die erste Reaktion. Im ganzen Reich sprach man von einer
Katastrophe für den DFB21.

3. NS-SPORTREFORM

Dass Nerz wegen des mäßigen Auftritts seiner Elf bei den Olympischen Spielen in
„Ungnade" fiel, ist behauptet, vermutet und heiß diskutiert worden. In der jüngeren
Literatur sind die Ereignisse im Herbst 1936 als die bis dahin „größte Affäre im deutschen
Fußball" bezeichnet worden22. Die Autoren sind sich einig, dass der Verlauf
nicht mehr genau zu rekonstruieren ist, haben es aber auch kaum versucht. Zwischen

19 Havemann (wie Anm. 4) S. 162f. Der Vorwurf fällt ungebrochen auf die Gegenwart zurück,
die den Profi akzeptiert, aber erhebliche Schwierigkeiten mit dem Doping hat.

20 Grundsätze der sportpädagogischen Lehren von Otto Nerz finden sich in Veröffentlichungen
wie Otto Nerz: Fußball. Teil 8 Training. = Taschenbuch der Leibesübungen Heft 27. Berlin
1928. Otto Nerz: Fußball der Jugend. Grundschule des Fußballspiels in der Leibeserziehung
in Jungenschulen. Berlin 1939.

21 Fritz Staeffen: Fußball-Olympiade ohne Deutschland. In: Reichssportblatt Nr.
33/11.08.1936, S. 1230f. Vgl. Nr. 40/29.09.1936, S. 1488f.

22 Schwarz-Pich (wie Anm. 2) S. 109-132, hier S. 119. Ausführlich beschrieben haben die
Ereignisse außer Schwarz-Pich Krämer (wie Anm. 3) S. 162-167. Leinemann (wie Anm. 4) S.
118-149. Havemann (wie Anm. 4) S. 190-204. Leinemann, Schwarz-Pich und Havemann greifen
auf den Herberger-Nachlass im DFB-Archiv in Frankfurt zurück und zitieren die dort zu
findenden und im Folgenden kursiv angeführten Notizen und Briefe, soweit nicht anders angegeben
.

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