Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 248
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Rolf Vogt

war damit dienstrechtlich geknackt. Weit weg von Berlin geriet Linnemann mehr und
mehr ins Abseits.

Im Mai 1937 öffnete die NSDAP zum zweiten Mal nach der Machtergreifung ihre
Mitgliedslisten und forderte einen größeren Anteil von Parteigenossen im Sport.
Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten suchte im Reichsbund für Leibesübungen
selbst geeignete Kandidaten. Linnemann und Nerz, sogar Josef Glaser,
beantragten ihre Aufnahme. Mit großer Sicherheit dachte Nerz an das berufliche
Schicksal von Felix Linnemann und an den Abgang von Glaser, als er seinen Aufnahme
-Antrag unterschrieb. Er war in Berlin mittlerweile der letzte aus dem Triumvirat
, das während der Olympischen Spiele in der Verantwortung gestanden hatte. Er
schien gehetzt und habe überall nur Widersacher gesehen, hat Sepp Herberger den
Hechinger in dieser Zeit beschrieben. Staunen macht diese Einschätzung nicht. Aber
von einem Sturz des Reichstrainers wegen der Olympischen Spiele kann keine Rede
sein.

4. RÜCKZUG

Auch um den Rückzug von Otto Nerz aus dem Sport 1938 ranken sich Legenden.
Er habe den Machtkampf mit Sepp Herberger verloren, ist auf der einen Seite zu
hören. Er habe abgelehnt, nach der Annexion Österreichs im März die gemeinsame
großdeutsche Nationalelf für die Weltmeisterschaft im Juni in Frankreich aufzubauen
, ist zu seinen Gunsten gesagt worden. Die Spielsysteme seien ihm zu unterschiedlich
gewesen40.

Auffällig ist zumindest der Zeitpunkt seines Briefs an Reichssportführer Hans von
Tschammer und Osten am 12. Mai 1938. Das war nur zwei Tage vor dem wichtigen
Länderspiel in Berlin gegen England. Allerdings behandelten Nerz und der Reichssportführer
das Rücktrittsgesuch zwei Wochen lang vertraulich. Nicht einmal Herberger
wusste davon, und Nerz arbeitete weiter wie bisher. Erst Ende Mai akzeptierte
von Tschammer und Osten den Rücktritt, seine Bekanntmachung wurde in den
Zeitungen verbreitet und aufmerksam gelesen41. Fußball-Deutschland war klar: Jetzt
wurde der Wechsel vollzogen42.

Als Gründe für den Verzicht auf die Referentenstelle im Fachamt Fußball nannte
Nerz seine berufliche Überlastung. Mit Recht: Er erhielt den Posten, den ihm die
Literatur heute durchweg zwei Jahre früher gibt. Tatsächlich wurde er im März 1938
Direktor des Sportpraktischen Instituts der Reichsakademie für Leibesübungen.
Gleichzeitig erhielt er den Ruf als außerordentlicher Professor für Pädagogik der Lei-

40 Beschrieben sind die Ereignisse des Jahres 1938 bei Krämer (wie Anm. 3) S. 169-173.
Leinemann (wie Anm. 4) S. 156-166. Schwarz-Pich (wie Anm. 2) S. 141-148. Havemann (wie
Anm. 4) S. 202, 212 meint ohne weitere Erklärung, Nerz habe sich im Mai 1938 „endgültig"
zurückgezogen, „praktisch" aber schon Mitte 1937 das Feld geräumt.

41 Zum Beispiel in Hechingen, s. Hz. Bl. Nr. 121/27.05.1938.

42 Im Reichssportblatt Nr. 22/31.05.1938 S. 674f. heißt es ausdrücklich, Herberger werde jetzt
vor der Weltmeisterschaft Nachfolger von Dr. Otto Nerz

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