Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 251
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0263
Der Fall Otto Nerz - ein sporthistorisches Märchen

waren für den Hausgebrauch. Öffentlich hat Herberger nur einmal diese Zeit selbst
beschrieben45. Er schildert den Wechsel im Fachamt Fußball, wie er sich belegen
lässt, und weiß genauso wenig von einem Machtkampf mit Otto Nerz. Warum soll
man ihm nicht glauben?

5. BEKENNTNISSE

Politisch stand Otto Nerz anfangs auf der Seite des Regimes. Im Juni 1933, kurz
nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums und der Aufnahmesperre
der NSDAP, trat er in die SA ein. Berufliche Erwägungen haben bei dieser
Entscheidung sicherlich ebenso mitgespielt wie bei der Aufnahme in die NSDAP vier
Jahre später. Die nationale Revolution verlangte Bekenntnisse. In der SA war Otto
Nerz 1938 Sturmführer und zum Schluss des Krieges Oberführer46.

Eine wichtige Rolle in seiner Einstellung zum neuen NS-Deutschland spielte das
Erlebnis des nationalen Aufschwungs, das nicht zuletzt den Sport erfasste und Nerz
mitriss. Seit Adolf Hitler Deutschland führt, geht es auch mit dem Fußball aufwärts,
schrieb er seinen Nationalspielern im Juli 1935, die neue autoritäre Führung in Staat
und Sport machte den Weg frei, stellte er 1936 fest47. Die Olympischen Spiele sah
Otto Nerz als nationale Ehre. Dass seine Rundschreiben in den Hitler-Gruß mündeten
, ist für den Behördenalltag dieser Zeit selbstverständlich.

Vieles spricht dafür, dass 1936 der Wendepunkt im Leben von Otto Nerz wurde.
Das frühe Ausscheiden bei den Olympischen Spielen und die Spekulationen danach
waren „ein Schlag, der Otto Nerz hart traf und den er lange Zeit nicht verwinden
konnte", erinnerte sich Sepp Herberger noch 30 Jahre später48. Dann kamen die Veränderungen
im Fachamt Fußball und der Druck der Politik. Otto Nerz suchte den
Absprung.

Dass seine Hoffnung auf Ruhe trügerisch war, zeigte sich in seinem neuen Aufgabenfeld
bald. Für das Wintersemester 1938/39 erhielt er an der Reichsakademie Lehr-

45 Sepp Herberger: Drei Jahrzehnte mit der Nationalmannschaft. In: Fünfundsiebzig Jahre
DFB. Eine Festschrift des Deutschen Fußballbundes. Redaktion Dr. Wilfried Gerhardt. München
1975. S. 101-104, hier S. 102f. Herberger bekundet in dem Beitrag seinen „ehrlichen
Respekt vor dem Können und den Leistungen meines Vorgängers", sieht sich im Italien-Spiel
am 15.11.1936 „zum ersten Mal in der Praxis allein verantwortlich für die Mannschaft" und
datiert seine „offizielle Bestallung zum 'Reichstrainer' mit den gleichen Kompetenzen, die
Nerz vorher gehabt hatte", in das Jahr 1937. Großartig sei dieses Jahr für die Nationalmannschaft
aber „sicherlich nicht vor allem wegen des Trainerwechsels" geworden. Die Darstellung
ist glaubwürdig, es könnte aber sein, dass Herberger das Italien-Spiel mit dem Polen-Spiel am
13.09.1936 verwechselt.

46 Meist wird Nerz als Sturmführer bezeichnet aufgrund der Angabe in einem SA-Personalfragebogen
aus dem Jahr 1938, s. Havemann (wie Anm. 4) S. 152. Schwarz-Pich (wie Anm. 2)
S. 210 führt eine Auskunft des DRK-Suchdienstes an, nach der Nerz laut sowjetischen Akten
Oberführer war.

47 Havemann (wie Anm. 4) S. 153, 193. Schwarz-Pich (wie Anm. 2) S. 92.

48 Sepp Herberger (wie Anm. 45).

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