Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 253
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0265
Der Fall Otto Nerz - ein sporthistorisches Märchen

Die Berliner Reichsakademie für Leibesübungen war mit Kriegsbeginn 1939 aufgelöst
worden, die Wehrmacht holte Otto Nerz als Arzt. Er arbeitete während des
gesamten Krieges in Berlin, zuletzt führte er ein Notlazarett im U-Bahnhof Zoo.
Auch diesen Job erledigte Nerz komplett.

Als die Sowjets kamen, blieb er. Ein Vierteljahr später wussten die neuen Machthaber
, wer er war. Nerz wurde im Juli 1945 interniert. Vier Jahre lang. Am 19. April
194952 starb er im Lager Sachsenhausen. Erneut ranken Legenden. Er habe die Gelegenheit
zur Flucht in den Westen gehabt, aber nicht nutzen wollen, wird berichtet.
Die Zusammenarbeit beim Aufbau eines neuen Fußballteams habe er den Sowjets
verweigert, danach sei es ihm schlecht ergangen.

6. NACHLEBEN

Die Fachliteratur behandelt Otto Nerz wie gesehen nachlässig, wenn nicht fahrlässig
. Seine Geburtsstadt Hechingen hat ihren prominenten Sohn bisher nur am
Rande zur Kenntnis genommen. Selbst die Hechinger NS-Zeitung, die Hohenzolle-
rischen Blätter, entdeckten die Herkunft des Reichstrainers erst spät. Sie machten mit
seiner Karriere dann aber vertraut, erinnerten sich seines 50. Geburtstags und registrierten
die Rückkehr seiner Mutter Josefine nach Beuren im Krieg53. In der Nachkriegszeitung
wurden 1950 auch sein Tod in Sachsenhausen und das Schicksal seiner
Frau Elli und der beiden gemeinsamen Kinder Robert und Renate verzeichnet54.
Danach werden die Berichte spärlich. Erst in jüngster Zeit findet sich wieder eine
zunehmende Zeitungspräsenz, die in Zusammenhang steht mit der jüngeren sporthistorischen
Diskussion55. Auf den Geschmack gekommen ist auch die nahe gelegene
Universitätsstadt Tübingen. Ihr Schwäbisches Tagblatt hat Otto Nerz erst vor kurzem
zum Tübinger gemacht56 - eine Legende mehr zum Leben des ersten deutschen
Reichstrainers.

52 Havemann (wie Anm. 4) S. 324. Schwarz-Pich (wie Anm. 2) S. 196. [Hardy Kromer:] Der
Urvater des Wunders von Bern. In: HZ Nr. 149/01.07.2004. [DERS.:] Die Nummer eins (wie
Anm. 8): 18.04.1949. Zu finden ist auch immer wieder der Februar 1949 als Sterbedatum, z. B.
HZ Nr. 73/13.05.1950: 26.02.1949. Buschmann/Lennartz/Steinkemper (wie Anm. 4) S. 45:
28.02.1949. Tobias Zug (wie Anm. 8): 26.02.1949. Wikipedia: 28.02.1949 und 19.04.1949.
Brodbeck (wie Anm. 3): Februar 1949.

53 Hz. Bl. Nr. 95/26.04.1938, 96/27.04.1938, 121/27.05.1938, 251/26.10.1942, 66/18.03.1944.

54 HZ Nr. 35/04.03.1950, 73/13.05.1950. Otto Nerz heiratete am 10.09.1931 in Berlin-Charlottenburg
Elli Böhme. Sein Trauzeuge war Sepp Herberger.

55 [Hardy Kromer:] Der Urvater des Wunders von Bern (wie Anm. 52). [DERS.:] Die Nummer
eins (wie Anm. 8). Rolf Vogt: Hechinger führt DFB in die Weltspitze. In: SB Nr.
143/24.06.2006. Hardy Kromer: Auch Otto Nerz wurde WM-Dritter. In: HZ Nr.
159/13.07.2006.

56 Zug (wie Anm. 8).

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