Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 12
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0016
Johann Georg Prinz von Hohenzollern

Krankheit seines Bruders Friedrich Wilhelms IV. 1858 die Regentschaft angetreten, wurde Karl
Anton preußischer Ministerpräsident, ein Amt, das er vier Jahre ausübte, um dann von 1863
bis 1871 an wieder in Düsseldorf, diesmal als Militärgouverneur der Rheinprovinz und Westfalens
zu residieren. So kam es auch, daß Karl Antons Enkel Wilhelm 1864 im Corps de Logis
des Schlosses Benrath südlich von Düsseldorf, der damaligen Residenz des Erbprinzenpaares
Leopold und Antonia geboren wurde.

Wäre er nach seiner Abdankung in Sigmaringen geblieben, hätten seine Sammlungen nicht
diesen Umfang und diese Bedeutung bekommen, obwohl erwähnt werden muß, daß die Liebe
zur Kunst schon früh geweckt wurde, als ihn sein Vater, Fürst Karl (1785-1853), auf Anraten
Alexander von Humboldts, mit dem er in reger Korrespondenz stand, 1830 zur Vervollkom-
mung seiner universellen wissenschaftlichen Ausbildung nach Berlin schickte. Für die spätere
Sammelleidenschaft von Bedeutung war die Begegnung mit dem damaligen Direktor der Berliner
Museen, Gustav Friedrich Wagen, der Karl Anton die Sammlungen zeigte und dessen
Bruder Carl Waagen, der das erste Gutachten über die Gemälde im Sigmaringer Schloss anfertigte
. Hierbei handelte es ich um das Hausgut, das im wesentlichen aus Austattungsbildern
bestand, die in den verschiedenen Schlossräumem verteilt gewesen sind. Darunter waren auch
altdeutsche Tafeln der schwäbischen Schule, die aus Versteigerungsgut von Klöstern und Pfarrkirchen
stammten und vor 1820 erworben worden waren.

Nach diesen anregenden Zeiten in Berlin hat Karl Anton wohl intensiver begonnen zu sammeln,
denn 1845 faßte er den Entschluß, die Kunstsammlungen, die mit allen Gemälden, Bildwerken
und kunstgewerblichen Gegenständen auf nahzu 1000 Nummern angewachsen waren,
in geeigneten Räumen des Schlosses zugänglich zu machen. Der Hofkavalier Carl Freiherr von
Mayenfisch wurde zum Intendanten der Bibliothek sowie der Gemälde - und Waffensammlungen
ernannt. Es gibt eine amüsante Instruktion des Erbprinzen Karl Anton an den Fürstlichen
Intendanten von 1846: Sfefe Bereitschaft zum Vorzeigen...und Anwesenheit an solchen
Tagen, wo z.B. der Eingang dem Publikum, jedoch mit strengster Untersagung von Trinkgeld
abnehmen, geöffnet ist. Für die 1781 eröffnete Kurfürstliche Hofgartengalerie in München, der
Vorgängerin der Alten Pinakothek, gab es eine ähnliche Anweisung an die Verantwortlichen
mit dem Zusatz, daß ein Jeder die Galerie besuchen dürfe, solange er anständig gewandet sei
und saubere Schuhe trage.

Die geschlossene Unterbringung der Sammlung im verwinkelten Schloss bereitete große
Schwierigkeiten. Der Gedanke, die oberdeutschen Tafelbilder im Kirchgang auszustellen, wurde
aus Platzgründen nicht weiter in Erwägung gezogen. In den frühen 50er Jahren des 19. Jahrhunderts
wurde durch Herausnehmen von Zwischenwänden zufällig ein Saal mit einer holzgeschnitzten
Decke aus dem späten 16. Jahrhundert entdeckt, der sich vorzüglich für die
Aufstellung der verschiedenen Sammlungsobjekte eignete. Umbauarbeiten durch Hofbaurat
Josef Laur im altdeutschen Stil ließen 1856 schließlich den „Altdeutschen Saal", wie er noch
heute heißt, entstehen.

In den Düsseldorfer Jahren, wo Karl Anton regen Umgang mit Künstlern, Antiquitätenhändlern
und Museumsleitern pflegte, ist die Sammlung stetig gewachsen, so dass der Altdeusche
Saal schließlich nahezu 500 Kunstwerke aller Gattungen enthielt, eine von Karl Anton gewollte
Fülle, die den Präsentationen von Kunstwerken in Museen oder Sammlungen in heutiger
Zeit nicht mehr entspricht. Heute gilt das Prinzip weniger ist mehr.
Fürst Karl Anton hat von Düsseldorf aus sich um jedes Detail der Aufstellung gekümmert. Er
schreibt 1856 an Mayenfisch: „Es notwendig, daß meine mit Liebe und Sorgfalt gesammelten
Schätze ans Tageslicht der Öffentlichkeit gezogen werden, an dem das abgelegene und verlorene
Sigmaringen dadurch neue Nahrungsquellen erhalten wird. Der altdeusche Saal soll

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