Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 22
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0026
Andreas Zekorn

Im Untersuchungsgebiet sind damit für das 6. Jahrhundert ausschließlich -ingen-Orte
über Gräber archäologisch belegt. Diese Ortsnamen sind, wie es bei den alten -ingen-
Orten meist der Fall ist, mit einem Personennamen gebildet, der vielfach auf den Gründer
oder einen (ehemaligen) Herrn der Siedlung und dessen Sippe Bezug nehmen dürfte,
so beispielsweise Balingen auf die Leute des Balgo19. Da sich die Ortsnamen auf anfänglich
oft nicht ortsfeste Personenverbände beziehen, erfassen wir damit möglicherweise
die Zeit des allmählichen Übergangs von der Lebensweise der Wanderungszeit
zu kontinuierlich genutzten Wohnplätzen. Das Bild der Alemannen in dieser frühen
Zeit der „Landnahme" wird man mit Sänke Lorenz wohl wie folgt recht treffend skizzieren
: Die Alemannen waren „weder durch ein ausgeprägtes Stammesbewusstsein noch
durch einen obersten König oder Heerführer geeint." Sie „durchzogen in vermutlich
gefolgschaftlich organisierten Personenverbänden unter Leitung einzelner Kleinkönige
das von den Römern eroberte Land." Das Land wurde in „noch nicht dauerhafter Siedlungsweise
genutzt und extensiv bewirtschaftet." Erst nachdem die Alemannen den
Franken gegen Ende des 5. Jahrhunderts unterlagen, endeten die Raub- und Beutezüge
alemannischer Scharen, und die von den Franken gezogenen alemannischen Grenzen
entwickelten sich „allmählich zu Stammes-, Kultur- und Sprachgrenzen." Der Landnahme
mit geringer Wohnplatzkontinuität folgten die Sesshaftwerdung und Besiedlung
des Landes. Anzufügen ist, dass diese Landnahme insgesamt nicht ausschließlich kriegerisch
verlaufen sein muss, sondern dass die Alemannen das von den Römern in einem
länger andauernden Prozess aufgelassene Gebiet allmählich in Beschlag genommen
und besiedelt haben könnten20.

19 Lutz Reichardt: Die -ingen-Namen Württembergs. In: Zeitschr. für Württ. Landesgeschichte
50 (1991), S. 13 - 36, S.13£, 17. - Dieter Greuenich: Der Landesausbau und seine Träger. In: Archäologie
und Geschichte des ersten Jahrtausendes in Südwestdeutschland. Sigmaringen 1990 (Archäologie
und Geschichte 1), S. 207 - 218, S. 211. - adolf bach: Deutsche Namenkunde, Heidelberg
1952f£, Bd. II, 1, S. 162ff. - Keller: Germanische Landnahme (wie Anm. 3), S. 216. - Bruno
Boesch: Ortsnamenprobleme am Oberrhein, in: Probleme der Namenforschung im deutschsprachigen
Raum, hg. v. Hugo Steger, Darmstadt 1977, S. 306 - 326.

20 Die Darstellung folgt hier: Sönke Lorenz: Frühe Herrschaftsentwicklung. In: Der Landkreis
Reutlingen, hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis
Reutlingen, Sigmaringen 1997, S. 94 - 111, S. 94ff. - Dieses Bild ergibt sich auch noch nach dem aktuellen
Forschungsstand: Dieter Greuenich: Wer waren die Alamannen? Die Alamannen von ihrer
Ethnogenese bis zum Untergang des Herzogtums (746). In: Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar
und Donau (wie Anm. 1), S. 13-21, S. 14 - 18. - Vgl. ferner: Greuenich, Der historische Zeugniswert
der Ortsnamen (wie Anm. 14), S. 69ff. - Haubrich, Diskussionsvotum (wie Anm. 14), S. 73f.
- Keller: Germanische Landnahme (wie Anm. 3), S. 215f£, 281 (mit weiterer Literatur). - Nuber,
Staatskrise (wie Anm. 17), S. 447ff. - Fingerlin: Von den Römern zu den Alamannen (wie Anm. 17),
bes. S. 458, 461. - Aktuell: Martin Link: Wer kam als die Römer gingen? Der „Limesfall" um 260 n.
Chr. In: Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau (wie Anm. 1), S. 29 — 30.

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