Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 28
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0032
Andreas Zekorn

Es bleibt noch ein weiterer Verkehrsweg zu erörtern: Balingen und vor allem Bisingen
liegen nun weiter entfernt von den bekannten römischen Straßenverbindungen. Hier
wird jedoch ein Fernweg vermutet, der auf das frühe Mittelalter zurückgehen und der
von Erzingen über Balingen, Steinhofen, Bisingen, Wessingen und Hechingen nach
Dußlingen verlaufen sein könnte. Als „Reichs Straße" wird dieser Verkehrsweg zwar
erst 1342 schriftlich fassbar, doch legt gerade die alte Bezeichnung eine besondere Bedeutung
der Straße nahe, welche sie bereits im Frühmittelalter besessen haben mag. Die
genannten Orte könnten an diesem Weg orientiert gegründet worden sein, wobei der
Streckenverlauf nicht unbedingt demjenigen der späteren „Schweizerstraße" entsprochen
haben muss. Anhand des Siedlungsbildes ist man jedenfalls, wie im Breisgau, versucht
„merowingerzeitliche Verkehrsverbindungen zu rekonstruieren". Erwähnt seien
schließlich noch die für das 7. Jahrhundert mit Funden belegten -ingen-Orte Rangendingen
, Bollingen (abgeg. bei Erzingen), Endingen, Lautlingen und Oitringen (abgeg.
bei Straßberg), die sich ebenfalls an römischen Straßen befinden32.

Als Zwischenergebnis bleibt festzuhalten, dass in einigen Fällen wohl römische Verkehrswege
für die Anlage einer Siedlung in alemannischer Zeit mit ausschlaggebend
waren33. Als weiterer Faktor für die Anlage von Siedlungen könnten ältere Verkehrswege
aus vorrömischer Zeit oder solche aus nachrömischer Zeit hinzukommen, die in späteren
schriftlichen Quellen zum Teil als „Heerwege" fassbar werden, wobei aber stets zu
prüfen ist, ob sich die Bezeichnung nicht von dem landwirtschaftlichen Begriff
„Herd(en)weg" herleitet. Bei der Gründung alemannischer Siedlungen ist darüber hinaus

32 Streckenverlauf der späteren „Schweizerstraße": Hans-Dietr Lehmann: Eine vergessene Reichsstraße
Tübingen - Rottweil - Schaffhausen. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 29 (1993),
S. 11 - 30. - Vgl. auch die Karte von Borgolte mit königlichen Orten und Adelsgütern am oberen
Neckar: Hierin sind Bisingen, Wessingen, Hechingen und Dußlingen als Orte mit königlichen Gütern
eingezeichnet, die abseits der ebenfalls eingezeichneten Römerstraßen lagen. Aufgrund dieses Siedlungsbildes
ist man geneigt, einen Verbindungsweg zwischen diesen Orten anzunehmen, zumal viele
der anderen „königlichen Orte" an oder in der Nähe ehemaliger Römerstraßen lagen: Borgolte,
Königtum am oberen Neckar (wie Anm. 29), S. 91-93, 95. - Ähnlich äußert Hoeper die Vermutung,
dass man anhand des Siedlungsbildes im Breisgau und Elsaß versucht ist, „merowingerzeitliche Verkehrsverbindungen
zu rekonstruieren." (hoeper, Alamannische Besiedlungsgeschichte im Breisgau
(wie Anm. 3, S. 31). - Vgl. zu den Verkehrswegen auch Michael Borgolte: Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit, Sigmaringen 1984 (Vorträge und Forschungen / Sonderband
; 31), S. 151-162. - Landkreis Balingen (wie Anm. 1), Bd. 1. S. 353. - Eine Straße könnte auch
über Heselwangen geführt haben, wofür es neben dem in der Karte von Borgolte erkennbaren Siedlungsbild
folgende weitere Indizien gibt: In Heselwangen gibt es noch eine „Hohe Straße", in Richtung
Engsdatt gab es ein Stück „Heerweg" (vgl. zu den Bedeutungsmöglichkeiten oben Anm. 29). Im Kellerei
-Lagerbuch von 1496 gibt es eine Grundstücksbezeichnung „an der strass gelegen" (freundliche
Mitteilung Adolf Klek, Balingen, Schreiben vom 21.3.2002, Reg. Kreisarchiv, 044.35/2-6 (Zollernalbkreis
: Sammlung zu alten Straßen). — Vgl. die weiteren Einzelbelege im Anhang.

33 Nuber, Steinbauten (wie Anm. 17), S. 137, bes. Anm. 55 (Literatur!). - Vgl. auch die oben in
Anm. 29 genannte Literatur.

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