Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 89
(PDF, 60 MB)
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Die jüdische Gemeinde Dettensee

6.2 Die Berufsstruktur

Bei der Befragung im Jahre 1764 (siehe Kapitel 5.4) lautete eine der Fragen: Wie Er
sich und die Seinige ernehre? Von den 27 Befragten185 verdienten außer einem Schulmeister,
einem Vorsänger und drei Metzgern 22 Personen186 ihren Lebensunterhalt als Händler
mit Vieh (1), Pferden (1), Kupferwaren (8), Süber (1), Leder (9), Fellen (3), Betten (5),
Kesseln (1), Pfannen (2), Kelsen187 (3) und unterschiedlichen Waren (4). Zwei weitere
gaben an, unterschiedliche Handlungen wie Bottengehen (Botengänge) auszuüben. Drei
Personen gaben an, von eigenen Mitteln (2), von Freunden (3) und von Almosen (1) zu
leben. Dieser hauptsächlich auf Hausierhandel basierende Broterwerb der Dettenseer
Juden änderte sich schon aus Platzmangel in den sehr beengten Unterkünften (siehe
Kapitel 9) bis ins 19. Jh. nicht.

Die wirtschaftliche Lage der Dettenseer Juden schildert ein Bericht des Oberamtes
aus dem Jahr 1827. Darin heißt es, die Lage der Dettenseer Juden verschlechtere sich
täglich. Ohne Eigentum, ohne Grund und Boden, ohne Handwerk, nur auf den Schacherhandel beschränkt
, der jedoch immer weiter beschränkt würde, sei ein weiterer ökonomischer Abstieg
nicht zu verhindern. Selbst eine arme Christenfamilie werde in ihrem Elend von
den armen Judenfamilien übertroffen188.

Die Juden wurden von der Herrschaft in drei Vermögensklassen eingeteilt. So besaßen
neun Familien der Klasse I ein Vermögen zwischen 800 und 1000 fl., eine sogar
2000 fl. Bei zehn Familien der Klasse II hielten sich Schulden und Vermögen die Waage.
Elf Familien der Klasse III lebten mit Unterstützung von Verwandten, derJudenschaft %u Dettensee
oder dem BetteP9.1832 heißt es von amtlicher Seite, die wenigen Reichen hätten deshalb
sämtliche Lasten zu tragen, und sollte es zu keiner Erleichterung kommen, müssten diese
entweder auswandern oder auch zugrunde gehenm.

185 Familienväter, Witwer, Witwen und junge Männer.

186 Bei den folgenden Zahlen sind Mehrfachnennungen möglich.

187 Kelsch ist ein elsässisches Leinengewebe. Der Name wird von „Kölsch" abgeleitet, da die Farben
zu Zeiten Karls des Großen aus Köln kamen, da in Köln die Waidpflanze zum Blaufärben gepflückt
und gehandelt wurde: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Kelsch:

http://de.wildpedia.org/w/index.php?tide=Kelsch&oldid=64424776, (zuletzt geprüft am
10.10.2009).

188 StAS, Ho 201 T 1 Nr. 857: Fürstliches und preußisches Oberamt Glatt. Dettensee. Errichtung
einer israelitischen Schule, Aufstellung und Gehalt des Lehrers Holländer, Schul- und Vorsängerdienst
desselben (1823-1849).

189 Ebd., israelitische Schule (1823-1849).

190 StAS, Ho 86 T 1 Nr. 411 (wie Anm. 86), Stellungnahme des Oberamtes auf den Bittbrief
(16.9.1832).

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