Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 96
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Herbert Zander

finanziellen Sicherheiten nicht aufbringen bzw. nachweisen konnte, musste sie den schon
erhaltenen Reisepass zurückgeben239. Letztlich verzögerte sich ihr Vorhaben aber nur,
denn 1842 wanderte sie ohne Einwilligung aus240. Dass solch eine Auswanderung auch
tragisch enden konnte, zeigt der Fall ihres Neffen Joseph Levi. Er wurde am 24. Oktober
1844 in Dettensee geboren241 und fiel kurz vor seinem 20. Geburtstag am 17. Oktober
1864 bei Baltimore in den USA als Soldat im Sezessionskrieg242. Anzumerken ist, dass
nicht alle Emigranten direkt von Dettensee nach Amerika auswanderten: Charlotte Bi-
kard lebte nach ihrer Heirat 45 Jahre lang in Künzelsau und musste, um ihrer Ermordung
zu entgehen, gemeinsam mit ihrer Tochter 1940 nach Amerika fliehen243.

9. DIE WOHNUNGSSITUATION DER DETTENSEER JUDEN

9.1 In den herrschaftlichen Häusern

In der Zeit vor 1715 scheint die kleine Anzahl jüdischer Familien in erträglichen
Wohnverhältnissen gelebt zu haben. Zumindest eine Wohnpflicht in den speziell für
die Juden errichteten herrschaftlichen Gebäuden scheint es anfänglich nicht gegeben
zu haben, denn im Jahre 1673 wird Christ [opherus] Seyfrid gestattet, als Christ die „Hofstatt
" des verstorbenen Juden Gumprecht käuflich zu übernehmen244. 1698 zahlte „Jud
Hirsch" 15 fl. Schutzgeld und Hauszins, „Jud Schmuel" nur 10 fl. Schutzgeld245. Auch
im Folgejahr bezahlte eine Familie Schutzgeld, die andere noch zusätzlich Hauszins246.
Mit dem Übergang an das Kloster Muri wurde das Wohnrecht auf die herrschaftlichen
Häuser beschränkt, denn 1719/20 hieß es, dass vier jüdische Familien im herrschaftlichen
Haus logierten247. 1736/37 mussten sich bereits fünf Familien diesen Platz teilen,
gleichzeitig wurde erstmals von einem neuen Haus mit vier Haushaltungen berichtet248.
Ohne weitere Vergrößerung des Platzangebotes — die Häuser hatten insgesamt eine
Grundfläche von ca. 595 m2 - hatte sich die Zahl der Bewohner im Jahr 1764 auf 114
erhöht. Dies führte in der Folge zu unglaublichen Bedingungen beim Zusammenleben.

239 Kreisarchiv Zollernalbkreis, Hech 2b Nr. 8: Preußisches Oberamt Haigerloch. Auswanderungsakten
von Dettensee (1838-1851).

240 SächStA-L, AS 1202 (wie Anm. 221), Familienregister S. 128.

241 Ebd.: Geburtsregister (1820-1898). Mikrofilm vom 17.9.1938, Büd Nr. 0083 rechts bis 0210
rechts, J. 1844 Nr. 5.

242 SächStA-L, AS 1202 (wie Anm. 231), Sterberegister J. 1864 Nr. 7.

243 Stadtarchiv Ulm, Zeichen AR-320/60-See: Jüdische Personen- und Familienforschung. Brief
an Herbert Zander (29.11.2001).

244 Gemeindearchiv Nordstetten, ehem. Schlossakten Band 1 (wie Anm. 50), S. 481.

245 StAS, FAS DS 27 T 2 Nr. 333 (wie Anm. 81), Bürgerrechnungen (1698-1699).

246 Ebd., Nr. 334, Bürgerrechnungen (1699-1700).

247 Ebd., Nr. 340, Bürgerrechnungen (1719-1720).

248 Ebd., Nr. 100, Jahresrechnung (1736-1737).

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