Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 99
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0103
Die jüdische Gemeinde Dettensee

Euer Hochwürden ist bekannt, wie unsere aus 25 Familien bestehende Judenschafft in 3 Herrschafft
Gebäuden %usamen gedrängt ist, so daß bei mehrere Familien derPla^ kaum %u Lagerstätten für die
Nacht hinraicht. Wir wollen nicht davon reden, wie traurig es ist, wann eine gan%e Haußhaltung in
2 kleinen Gemächern — mehr hat keiner von uns — ihr Leben das gan%e Jahr hindurch zubringen
solle. Wir schweigen davon, welchen Nachtheil dise Lebensart für die Gesundheit haben muß, und
führen nurdißan, daß in mehreren von disen kleinen Wohnungen bereits 2 Familien eingepfropft sind,
daß in all unsere Wohnungen Väter, Müter, Kinder und Gesind meist auf einem Haufen schlafen,
daß dise durch die Notwendigkeit gedrungen sind, alle Sittlichkeit %u vergeßen und sich ohne Unterschied
des Geschlechts vor- und nebeneinander anzukleiden - treffen solche Gemächer dann noch Kranckheiten
oder Wochenbetten, so ist das Elend noch gröser und gewiß offt nahmenlos.

Auch in den Wirren der Napoleonischen Kriege und beim anschließenden Übergang
Dettensees an Hohenzollern-Sigmaringen änderten sich die schlechten Wohnungsverhältnisse
nicht.

9.2 Verfall und Verkauf der Gebäude

Das Bestreben zur Erhaltung der Bausubstanz schien weder bei Vermietern noch
Mietern besonders ausgeprägt. Abraham Moyes Gideon beklagte sich 1764 über einen
Mitbewohner. Man könne nicht an dessen Wohnung entlang laufen, ohne dass dieser
Unrat oder Wasser aus dem Fenster schütte257. Die Herrschaft wiederum hatte einen
feüersgefährlichen Ofen zu verantworten258. Die 1764 aufgestellten Regeln bezüglich der
Hausunterhaltung wurden anscheinend in der Folgezeit von beiden Seiten nicht sehr
ernst genommen. 1781 waren die Juden der Meinung, dass einige [der Wohnungen] wohl
bald zusammen fallen259.

1783 beschäftigt sich der Statthalter Büder260, vermutlich auf die Bittschrift von 1781
hin, ebenfalls mit den Klagen der Judenschaft. Dabei kam es zu höchst unterschiedlichen
Bewertungen des baulichen Zustandes zumindest eines Hausteiles261. Nach Meinung
der Juden drohte dem Gebäude der Einsturz, und es bleibe nur ein Neubau von Grund
auf. Dach und Wände schützten die Bewohner nicht ausreichend gegen Wind, Regen
und Schnee. Wegen des miserablen Zustandes von Feuerstatt und Kamin müsse eine
Feuersbrunst befürchtet werden. Die Wohnungen seien so klein, dass nicht für jeden
Bewohner ein Bett aufgestellt werden könne und man zum Teil auf Bänken und dem
Boden nächtigen müsse. Diese Beschwerden ließ die Herrschaft vor Ort von dem

257 StAS, Ho 163 T 3 Nr. 112 (wie Anm. 47), 1. Durchgang mit der dahisiger Judenschafft (9.1.1764).

258 Ebd., 2. Durchgang mit der Judenschafft allda (12.12.1764).

259 Ebd., Bittschrift an den Fürstabt in Muri (7.9.1781).

260 Geb. am 2. April 1731 in Zug, Kanton Zug, gest. am 13. Oktober 1799: Kiem, Muri-Gries
(wie Anm. 18), Bd. 2, S. 500.

261 Die Bewohner waren: Kaim Leopold, Daniel Kaim und Joseph Maxens Witwe sowie
Joseph Levi.

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