Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0121
Die jüdische Gemeinde Dettensee

von Baufachleuten die Gemeinde mindestens 35000 RM kosten und überstieg damit
die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde bei weitem352. Im Jahre 1924, nach dem
Ende der Inflation, wurde ein letzter Versuch unternommen, die Bausubstanz der
Synagoge zu retten. Wegen der damals verkehrstechnisch abgelegenen Lage Dettensees
waren zuvor die Verhandlungen der jüdischen Gemeinde mit der Stuttgarter Loge des
Ordens B'nai B'rith gescheitert353, die daraufhin im benachbarten Mühringen ein Gebäude
für ein israelitisches Ferienheim erwarb354.

Im Oktober 1924 besuchte Regierungspräsident Dr. Beizer in Begleitung von Oberamtmann
Schraermeyer355 die Gemeinde Dettensee mit der Absicht, das weitere Schicksal
des Synagogengebäudes zu klären356. Ein im Anschluss an den Besuch verfasstes
Schriftstück zeigt, dass weder die politische noch die jüdische Gemeinde Dettensees
zum Erhalt der Synagoge beitragen wollte, ohne eigene Bedingungen aufzustellen. Hermann
Hirsch stellte in seiner Position als Vertreter der jüdischen Gemeinde drei Bedingungen
:

1. Die politische Gemeinde solle ihren Beschluss, der den Abriss des Gebäudes
forderte, revidieren.

2. Der Verkaufserlös solle dazu dienen, die Unterhaltung der Mauer des israelitischen
Friedhofes zu sichern, deren Erhalt die politische Gemeinde nicht tragen wollte.

3. Das Gebäude müsse einem „humanitären" Zweck zugeführt werden, der nicht
rein israelitisch zu sein brauche. Gleichzeitig war Hirsch dagegen, dass das Gebäude
zu Schulzwecken, zum Beispiel als Jugendheim, verwendet werden sollte.

Die Verwendung als Jugendheim favorisierte aber die politische Gemeinde, wohl auf
Wunsch des katholischen Geistlichen. Dettensees Wunsch kommentiert Dr. Beizer mit
den Worten: Ob das kleine Dettensee ein solches Jugendheim erhalten kann, dürftefraglich erscheinen.
Die von Hirsch gemachte Unterscheidung zwischen „humanitärem" Zweck und Schulungszwecken
erschließt sich durch eine Aussage von Agatha Lugibihl357. Bei einer Befragung
zu den Gründen für den Abbruch der Synagoge sagte sie, das größte Problem
bei einer Nutzung als Jugendheim sei die Notwendigkeit einer Toilette in der Synagoge
gewesen, was Hermann Hirsch in jedem Fall verhindern wollte und was im Übrigen
auch der Grund war, dass er gegen den Verkauf als Ökonomiegebäude war. Ein Schweinestall
war für ihn noch weniger denkbar. Da eine Einigung aufgrund der offenbar unverrückbaren
Positionen nicht zustande kam, wurde die Synagoge 1928 endgültig
geschlossen. Am 28. Juli 1929 wurde ein Übergabevertrag zwischen der israelitischen

352 StAS, Ho 13 Tl Nr. 1380 (wie Anm. 217), Synagoge (1921-1930).

353 Notariat Haigerloch (wie Anm. 283), Grundakte 120.

354 Stadtarchiv Horb/Förderverein ehemalige Synagoge Rexingen, Gräber im Wald (wie Anm. 60),
S. 78.

355 Später Landrat des Landkreises Hechingen.

356 Notariat Haigerloch (wie Anm. 283), Grundakte Nr. 120.

357 Zander, (wie Anm. 219), Agatha Lugibihl 2002-2006.

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