Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 140
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0144
Rolf Vogt

Die Bedeutung des Eisenbahnbaus veranschaulicht allein der Blick auf die Bevölkerungsentwicklung
. Im Jahrzehnt des ersten Eisenbahnbaus zwischen 1871 und 1880
stieg die Zahl der Hechinger nach Jahren der Stagnation von 3276 auf 3687, eine kräftige
Zunahme um zwölf Prozent in kaum zehn Jahren. Danach ging es erneut bedächtig
weiter. Der zweite Eisenbahnbau nach der Jahrhundertwende brachte den nächsten
Schub. Er war sprunghaft: Von 3759 im Jahr 1895 schoss die Zahl der Einwohner hoch
auf 5118 im Jahre 191011, das sind satte 36 Prozent in nur 15 Jahren. Viele neue Familien
kamen in die Stadt. Die Centralstelle sprach sogar von l^andfluchP.

Das rasanteste Wachstum hatte die Unterstadt mit dem Arbeiterviertel im „Hudel-
gai". Ablesen lässt sich diese Entwicklung an der Zahl der Wahlberechtigten in den
Reichstagswahlen. Wählen durften damals Männer mit 25 Jahren und mehr. Hatte 1898
der Wahlbezirk Oberstadt mit 399 Wahlberechtigten noch einen knappen Vorsprung
vor den 383 Wahlberechtigten aus der Unterstadt, so lag die Unterstadt 1903 bereits
vorn und hatte sich 1906 mit 525 zu 470 weit abgesetzt. Innerhalb von knapp acht Jahren
141 Männer mehr in der Unterstadt, nur 71 mehr in der Oberstadt.

Die moderne Zeit und ihre Erfindungen veränderten das Wirtschaftsleben in einer
Weise, mit der vielleicht nicht einmal die digitale Revolution der Gegenwart mithalten
kann. Die großen Betriebe nutzten mehr und mehr Dampf- und Wasserkraft oder setzten
ihre Maschinen mit benzingetriebenen Motoren in Bewegung und nutzten die Elektrizität
. Die Centralstelle sah einen direkten Zusammenhang zwischen dem ljeutemangel
und der Bereitschaft der Fabrikbesitzer zur Verwendung von Maschinen™. Baruch schaffte
sich 1854/55 als erste Firma in Hechingen und zweite in Hohenzollern eine Dampfmaschine
an. 20 Jahre später, 1874, stiegen die Stadtmühle und die Schuler-Mühle in
der Friedrichstraße auf Dampfbetrieb um, danach ging es zügig weiter. 1899 standen
in hohenzollerischen Unternehmen 41 Dampfkessel, ein Großteil in Hechingen. Die
Zahl sprang auf 170 feststehende Dampfkessel und Dampfmaschinen, Dampf-Lokomobile
und Dampffässer in ganz Hohenzollern im Jahr 1903 und 250 im Jahr 191414.
Andere Maschinen wurden mit Benzin getrieben. 1900 zählte die Centralstelle in ganz
Hohenzollern 20 Benzinmotoren15.

11 Chronik 1906 (wie Anm. 9) S. 342. Hz. Bl. Nr. 296/31.12.1910. Vgl. 70 Jahre Volkszählung. In:
Hz. Bl. Nr. 297/18.12.1941.

12 Jahresbericht 1910/11 S. 153.

13 Jahresbericht 1899 S. 18, 1900 S. 5, 18f., 1906/07 S. 48. Der Betrieb von Dampfkesseln war genehmigungspflichtig
. Unterlagen - bisher nicht ausgewertet - in StadtAH, A 200, Reg. Nr. 4101
Dampfkessel.

14 Jahresbericht 1899 S. 18, 1900 S. 18f. Chronik 1980 (wie Anm. 9) S. 293. Wilfried Schöntag:
Vom Bauern zum Gewerbetreibenden (wie Anm. 4) S. 133-137. Uwe Ziegler: Verwaltungs-, Wirt-
schafts- und Sozialstruktur Hohenzollerns im 19. Jahrhundert (wie Anm. 4) S. 94f. Die erste Dampfmaschine
Hohenzollerns stand von 1850 bis zu ihrer Explosion 1854 im Sägewerk Rengetsweiler.

15 Wilfried Schöntag: Vom Bauern zum Gewerbetreibenden (wie Anm. 4) S. 138-140. Jahresbericht
1900 S. 18f.

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