Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 143
(PDF, 60 MB)
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Talmi-Kultur und Klassen-Gegensät2e

breitung der neuen Kommunikationstechnik. Als erstes privates Unternehmen nutzte
anscheinend die Textilfirma Liebmann und Levi das Telefon. 1884 verband eine Leitung
Jakob Levis Fabrik in der Neustraße mit der Alten Post einige Meter stadtaufwärts, seinem
Wohnhaus. Die Buntweberei Baruch baute fünf Jahre später, 1889, ihre Verbindung
zwischen den beiden Kontoren in der Schloßstraße und der Friedrichstraße. 1891 wurde
eine Fernsprechleitung nach Stetten gelegt, 1894 standen 15 Telefone in der Stadt. Um
sie untereinander zu verbinden, wandten sich die Hechinger Unternehmer per Eingabe
sogar an das Reichspostamt in Berlin. Ende 1897 hatten sie es geschafft. Das öffentliche
Fernsprechnetz der Reichspost in Hechingen ging mit 20 Teilnehmern in Betrieb und
hatte 1906 etwa 70 Anschlüsse23.

In den großen Büros von Behörden, Betrieben und Kanzleien hielten die ersten
Schreibmaschinen ihren Einzug. Den handgeschriebenen Schriftverkehr ersetzten sie
umfassend allerdings erst nach dem Weltkrieg. Die Banken erfanden Girokonten und
bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Das Kino entstand. Die erste kinematographische Vorstellung scheint im November
1896 im Museum über die Bühne gegangen zu sein. Kinematographen waren damals
neuester Clou im Schaustellergewerbe. Sie standen oft auf Volksfesten und zogen wie
Zirkusbetriebe von Stadt zu Stadt. Der Theater-Kinematograph, der im Juli 1908 zwei
Tage lang auf dem Schützenplatz seine Zelte aufschlug, hatte sogar ein Dampf-Karrussel
dabei24.

Zuletzt eroberten die Menschen den Himmel. Der Freiballon des Luftschiffers Paul
Spiegel aus Chemnitz war 1907 die große Sensation der Hohenzollerischen Gewerbe-
ausstellung. Spiegel hielt Vorträge und ließ mitfliegen. Die 28-jährige Marie Vetter, zuerst
Arbeiterin, später Direktrice bei Julius Levi und begeisterte Radfahrerin, war damals die
erste Frau in der Luft25. Große Hoffnungen setzte das Kaiserreich in den Zeppelin.
Dessen Absturz im Sommer 1908 in Echterdingen ließ die Menschen in Hechingen auf
der Straße zusammenlaufen. So stand es in der Zeitung. Bürgermeister Anton Häußler
regte eine Spendensammlung für den Neubau an, die Stadtverordneten beschlossen
eine Beteiligung mit 100 Mark26. Was sie mitfinanziert hatten, sahen die Hechinger 1913
erstmals mit eigenen Augen. Gleich dreimal überflogen Zeppeline die Stadt. Luftschiffe
des Militärs. Die Kaiserliche Armee sorgte auch für die erste Flugzeuglandung. Am

23 Hz. Bl. Nr. 197/16.12.1884,183/25.11.1894. Chronik 1906 (wie Anm. 9) S. 326, 343. Vgl. Chronik
1980 (wie Anm. 9) S. 319, 355. Jacob Toury: Jüdische Textilunternehmer (wie Anm. 4) S. 160. Aufzeichnungen
Baruch (wie Anm. 5) S. 4. Walter sauter: Der Index zu den Hechinger Zeitungen
1829-1970 (wie Anm. 4) S. 2100. An das Telegraphennetz war Hechingen seit 1858 angeschlossen,
1875 ging die Telegrafenstation in die Regie der Preußischen Post über.

24 Chronik 1980 (wie Anm. 9) S. 319. Hz. Bl. Nr. 161/18.07.1908.

25 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6200 Ohne Titel, 1. Anzeigen wegen Abhaltung von Versammlungen
behufs Besprechung verschiedener Angelegenheiten. Chronik 1980 (wie Anm. 9) S. 335E Hz. Bl. Nr.
92/20.04.1944.

26 StadtAH, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung 06.08.1908. Hz. Bl. Nr. 176/06.08.1908.
Vgl. Hz. Bl. Nr. 62/14.03.1942.

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