Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 160
(PDF, 60 MB)
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Rolf Vogt

die ganze Familie in die Armut stürzen. Den Erwerb, den Wohlstand und die Ernährung des
Volkes [%u] heben, hielt Stauß für wichtige Bedingungen im Kampf gegen die Tuberkulose
, stellte fast resignierend aber auch fest, dass Sorge und Not aus der Welt %u schaffen, [...]
nicht in unserer Macht stehe95.

Gegen Krankheit und Unfälle waren Arbeiter pflichtversichert. Bereits zum 1. Februar
1869 hatte der Gewerbeverein eine Krankenkasse auf freiwilliger Basis für Arbeiter
, Dienstboten, Gesellen und Lehrlinge gegründet. Für die Lohnarbeiter im
Handwerk wurde sie 1870 Gemeindeinstitut mit Pflichtcharakter. 1878 entstand eine
Unterstützungskasse für Fabrikarbeiter. Die reichsweite Krankenversicherung 1883 war
Ergebnis der Sozialpolitik von Reichskanzler Otto von Bismarck. Sie begleitete die Sozialistengesetze
mit dem Ziel, sozialdemokratischem Gedankengut unter den Arbeitern
den Boden zu entziehen. Die Besondere Ortskrankenkasse für Fabrikarbeiter entstand
in Hechingen im Jahr 1884, auch zwei Allgemeine Ortskrankenkassen, Hechingen-Stadt
und Hechingen-Land, kamen zustande96.

Das neue System musste sich erst finden. Die Buntweberei Baruch zahlte ihren Arbeitern
Krankengeld erst, wenn Adolf Baruch, der Chef in der Friedrichstraße, das ärztliche
Attest geprüft und anerkannt hatte, ist berichtet worden97. In den Protokollbänden
des Hechinger Gemeinderats finden sich in diesen Jahren mehrfach Beratungen, in
denen es um Arbeitgeber ging, die sich ihrer Beitragspflicht zu entziehen versuchten98.

Vorsitzender der Fabrikarbeiter-Krankenkasse war mehrere Jahre lang Rudolf Einstein
, Mitinhaber der Buntweberei Baruch und Leiter des Werks in der Oberstadt. Er
gab sein Amt auf, weil er sich aus dem Geschäft zurück und nach Berlin ziehen wollte.
Sein Nachfolger wurde im Mai 1908 Adolf Rosenthal, Seniorchef der Schuhwarenfabrik
Moos & Rosenthal99.

95 Hz. Bl. Nr. 40/21.02.1910 und folgende. Chronik II (wie Anm. 27) S. 4. Entstehung, Verbreitung
und Bekämpfung von Krankheiten in Hohenzollern sind bislang historisch nicht erforscht. Zu Württemberg
vgl. Sylvelyn hähner-rombach: Sozialgeschichte der Tuberkulose vom Kaiserreich bis
zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter besonderer Berücksichtigung Württembergs (= Medizin,
Gesellschaft und Geschichte. Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch
Stiftung. Beiheft 14). Stuttgart 2000. Kurz diskutiert werden Auswirkungen der Fabrikarbeit auf die
Gesundheit in Barbara Guttmann und Ute Grau: Skizzen zur Frauenarbeit in der Industrialisierungsphase
Württembergs (wie Anm. 49) S. 106f.

96 H. kessler: Beschreibung der Hohenzollernschen Lande (wie Anm. 4) S. 53-57. Vgl. Chronik
1980 (wie Anm. 9) S. 284, 306. Otto Werner: „... zur Ehre Gottes, zum Heil der Seelen und zum
Trost der armen Kranken Zur Geschichte des Hechinger Krankenspitals im 19. Jahrhundert. In:
200 Jahre St. Elisabeth Hechingen. Hechingen 1998. S. 14-64, hier S. 43-44. Otto Werner: Zur Geschichte
der Wohlfahrtspflege und Fürsorgeeinrichtungen in Hechingen. Materialien zum Vortrag
am 27. Juni 2000. Hechingen 2000. S. 28.

97 Aufzeichnungen Baruch (wie Anm.5). Ergänzungsbericht Lutz.

98 Beispielsweise StadtAH, Beschlüsse des Gemeinderats 17.12.1907,15.10.1908 gegen Carl Grotz.

99 Hz. Bl. Nr. 106/11.05.1908. Vgl. Otto Werner: Der Fall Adolf Baruch jun. und die Folgen (wie
Anm. 67) S. 36-40.

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