Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 166
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Rolf Vogt

Das Hin und Her im Pfarramt spiegelt sich in der Redaktion des Zoller. Nach dem
Tod von Gründungs-Redakteur Michael Lehmann 1903 holte Meinrad Mayer Georg
Rathgeber in die katholische Zeitung. Als Mayer weg war, musste Rathgeber gehen. Die
Redaktion wurde eine Zeitlang interimistisch geführt, dann kamen mehr oder weniger
zu gleicher Zeit Pfarrer Brandhuber und Konrad Holderried. Eine Traumbesetzung im
Zoller scheint Holderried nicht gewesen zu sein. Er verließ Hechingen schon eineinhalb
Jahre später Ende März 1908 - anscheinend nicht im Frieden. Im Dezember 1908 übernahm
Bernhard Fehrecke die Redaktion des Zoller, Konstantin Holl fand ihn vor, als
er Stadtpfarrer in St. Jakobus wurde. Freunde scheinen auch sie nicht geworden zu sein.

Bürgermeister im Rathaus war seit 1892 Konrad Mayer, ein Mann des Zentrums.
1908 stolperte er über den Stadtkassenskandal, den sein Stadtpfleger Wilhelm Klaiber
angerichtet hatte. Mayer musste zurücktreten. Sein Nachfolger wurde Anton Häußler121.
Mit ihm eroberten die Liberalen erstmals die Spitzenposition in der Stadt. 1910 trat Wilhelm
Zoll als Beigeordneter zurück, auch er ein treuer Katholik. Mit Schreinermeister
Josef Zöhrlaut hievten die Liberalen einen der Ihren auch auf den zweiten Posten im
Rathaus. Er war bis dahin Mitglied des Gemeinderats, der den nichtöffentlich tagenden
engeren Führungskreis im Rathaus bildete. Dieses „Oberhaus" setzte das preußische
Zweikammersystem über die Versammlung der Stadtverordneten.

Die Stadtverordnetenversammlung wurde damals nach der Höhe des Steueraufkommens
in drei Klassen bestimmt, Wahlen waren wiederholt umstritten. In den vermögenden
und besitzenden Kreisen der ersten und zweiten Steuerklasse brachten die
Liberalen fast alle Kandidaten durch, das Zentrum hatte in der dritten Klasse bei den
einkommenschwachen Hechingern die besten Chancen, die Mehrheit zu holen. Zusätzliche
Konkurrenz erhielt die katholische Partei 1907, als die SPD erstmals in der dritten
Wählerklasse einen eigenen Kandidaten präsentierte. Das Dilemma des Zentrums war
bekannt: Nun heißts tapfer und zielbewußt weiter gearbeitet -gegen %wei Fronten, den Uberalismus
und die Sozialdemokratie, rief der Zoller nach einem Etappensieg 1911122.

10. SOZIALE FRAGE

Dem Kaiserreich war sein vielleicht drängendstes Problem durchaus bewusst. Das
Bildungsbürgertum diskutierte lebhaft über die soziale Frage. Sie war in starkem Maße
Parteienzwist - und manchmal Anlas s zu Nachdenklichkeit. Regierungspräsident Franz
Graf von Brühl jedenfalls nutzte seinen - länger ausfallenden - Trinkspruch vor dem
Festmahl zur Einweihung des neuen Gymnasiums am 18. September 1909 dazu, gleichermaßen
die Bedeutung und die Gefahren von Wissenschaft, Industrie und Technik
in Erinnerung zu rufen. Die großen Fortschritte, die einige machen, die Reichtümer, die einige sam-

121 Vgl. Rolf Vogt: Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907
(wie Anm. 78).

122 Z Nr. 202/07.09.1911.

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