Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 181
(PDF, 60 MB)
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Talmi-Kultur und Klassen-Gegensätze

13. GEWERKSCHAFTEN UND ARBEITERVEREINE

In den Jahren dazwischen entdeckten die Hechinger Arbeiter die Kraft der Organisation
und die Welt der Vereine. Als erster entstand am 18. Dezember 1904 im Gasthaus
Hirsch in der Friedrichstraße der Gesangverein Eintracht. Die Baruch-Arbeiter waren
genau so sangesfreudig wie das Bürgertum in der Oberstadt, das damals sogar mehrere
Chöre hatte. Als ihre Gründerväter nennt die Eintracht Karl Abel, den Lebensmittelhändler
im Stadtviertel, Ludwig Becker und Martin Dalm. Den 37-köpfigen Chor leitete
Ludwig Rümpel, ein junger Lehrer an der evangelischen Volksschule. Der Verein wurde
1906 Mitglied im Steinlach-Sängerbund, in dem er mit Arbeitern aus Bodelshausen und
Gemeinden bis hinunter nach Mössingen singen konnte. 1907 hatten die Friedrichsträß-
ler Fahnenweihe, ein auch in Arbeiterkreisen bedeutendes Ereignis. Gefeiert wurde am
15. und 16. Juni im Speisesaal von Baruch, im Gasthaus Hirsch und im Hechinger Hotel
Löwen. Festplatz war das Gelände der heutigen Stadtwerke. Sind wir von der Arbeit müde
I bleibt noch Kraft %u einem Liede, stand gestickt auf der Fahne170. 1910 trat die Eintracht
dem neu gegründeten Hohenzollerischen Sängerbund bei.

Die Eintracht war bekannt als Arbeitergesangverein, doch auffälligerweise sang der
Chor nicht nur im Steinlachtal, sondern auch bei den Bismarckfeiern auf der Beurener
Höhe, die damals Heerschau des liberalen Lagers waren und von der unternehmerfreundlichen
Hohenzollerischen Volkspartei dominiert wurden171. In ihrer Kaisertreue
erkannten Arbeitgeber und Arbeiter in der Hochzeit des Kaiserreichs Gemeinsamkeiten.
Schätzejeder das menschenfreundliche Vorgehen unseres edlen Kaisers Wilhelm II. in der Arbeiterfrage,
schrieb schon der anonyme Fabrikarbeiter von 1890172. Punkten konnte das Kaiserreich
damals selbst in der dritten Steuerklasse.

Ihr Vorgehen abzusprechen haben Arbeiter wohl schon immer versucht. Im Februar
1899 etwa riefen Maurer per Anzeige zu einer Besprechung im Gasthaus Engel in der
Friedrichstraße auf173. Zur Gewerkschaftsbewegung wurden Arbeiterversammlungen
in Hechingen aber erst 1905. Die sozialdemokratischen Schuhmacher waren die ersten.
Sie organisierten sich im Zentralverband Deutscher Schuhmacher und hatten in Hechingen
eine Zahlstelle. Die Mitgliedschaft Hechingen der Gewerkschaft wurde am 25. Januar
1905 gegründet. Der Zwicker Karl Kapp war ihr erster Bevollmächtigter, Zwickmeister
Heinrich Roth der zweite und Albrecht Flohr der dritte. Vereinslokal der Schuhmacher-

170 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6200 Ohne Titel, 1. Anzeigen wegen Abhaltung von Versammlungen
behufs Besprechung verschiedener Angelegenheiten. 50-Jahrfeier des Gesangvereins „Eintracht" Hechingen
-Friedrichstraße. Hechingen [1954]. 75 Jahre Eintracht Hechingen-Friedrichstraße. 1904-1979.
Hechingen [1979]. Hz. Bl. Nr. 134/15.06.1907,135/17.06.1907. Der erste Gesangverein in der Friedrichstraße
war 1882 bis 1891 kurzlebig geblieben.

171 Hz. Bl. Nr. 73/02.04.1907, 253/08.11.1909 u. a. Zum Bismarckdenkmal vgl. Hanne Grunert:
Ein Findling feiert Geburtstag. Vor 100 Jahren wurde der Bismarckstein auf der Beurener Höhe eingeweiht
. In: Stadtspiegel Hechingen Nr. 45/06.11.2009, S. 14.

172 Hz. Bl. Nr. 69/04.05.1890.

173 Hz. Bl. Nr. 24/12.02.1899.

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