Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 183
(PDF, 60 MB)
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Talmi-Kultur und Klassen-Gegensätze

Gastwirt im Anker war vor 1908 Johann Stauß. Dann kaufte Franz Xaver Walz das
Haus. 1911 übernahm Josef Hanner das Lokal. Dem 1894 erstmals eröffneten Gasthaus
kam seine Nähe zum Arbeiter-Publikum entgegen. Der Anker war der Mittelpunkt im
„Hudelgai".

Er war auch Gründungslokal des ersten Hechinger Arbeitersportvereins, der Freien
Schützenvereinigung. Am 13. Januar 1905 meldete ihn Schlossermeister Franz Xaver
Weißenegger im Rathaus an. Der Verein wollte Schießübungen im Gasthaus Anker absolvieren
. Die Waffen dienen nur als Übungsgeräte, versprach Weißenegger und sicherte zu:
Politische Gegenstände werden nicht erörtert. Das Bürgermeisteramt fand eine polizeiliche Erlaubnis
deshalb nicht erforderlich177. So bleibt unbekannt, wie es weiterging mit den
freien Schützen, die der bürgerlichen Schützengilde nicht angehören wollten. Wahrscheinlich
war der Verein nur kurzlebig.

Größere Aufmerksamkeit fanden die sozialdemokratischen Gewerkschaften erstmals
im Herbst ihres Gründungsjahres. Eine anhaltende Streikwelle durchzog das Deutsche
Reich und berührte - wie oben gezeigt - auch Hohenzollern. Anfang November 1905
verteilte der Schuhmacherverband Flugblätter mit einem Aufruf an die Arbeiter und Arbeiterinnen
der Schuhindustrie von Hechingen und Umgebung. Die Gewerkschaft stellte fest, dass
die Schuharbeiter in be^ug auf ihre wirtschaftlichen Verhältnisse am schlechtesten gestellt seien
und mit einem Tagesdienst von höchsten 2,40 Mark eine Familie menschenwürdig ernähren
%u können [...] einfach unmöglich sei. Die Schuhmacher warben für ihren Zentralverband
mit den Sozialleistungen, die den Mitgliedern gewährt wurden: Arbeitslosen- und Krankenunterstützung
.

Der katholische Zoller bellte zurück. Er veröffentlichte die dreiteilige Serie Streiks,
Ausstände und Aussperrungen, in der er nach Kräften über die sozialdemokratischen Arbeiter
und ihr Flugblatt herzog. Sein Wort an die Arbeiter überhaupt, insbesondere an jene der
Schuhindustrie in Hechingen und Umgebung, erklärte Streiks vor allem mit der maßlosen Verhetzung
der Arbeiter seitens der Sozialdemokratie. Die Gehaltsangabe aus dem Flugblatt bezeichnete
der Zoller als entschieden falsch und maßlos untertrieben. Seid klug und vorsichtig,
laßt euch nicht fangen, riet er den katholischen Arbeitern: Wenn ihr euch organisieren wollt,
dann tut's. Aber nur in gut christlichen Vereinen. So gehört sich's für den katholischen Mannm.

Die Schuhmacher waren empört. Sie legten ihre Sicht der Dinge, möglicherweise das
Flugblatt selbst, den Hohenzollerischen Blättern vor. Die liberale Zeitung wollte den
Brief zwar nicht im Wordaut wiedergeben, gab den Inhalt aber bekannt, um die Arbeitsherrn
darauf hinzuweisen. Klage führten die Schuhmacher über die schlechten Löhne bei
Baruch und Schiele und die grundlose Kündigung der sechs Zwickmaschinenarbeiter in

177 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6200 Ohne Titel, 1. Anzeigen wegen Abhaltung von Versammlungen
behufs Besprechung verschiedener Angelegenheiten.

178 Z Nr. 251/04.11.1905, 252/06.11.1905, 253/07.11.1905.

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