Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 184
(PDF, 60 MB)
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Rolf Vogt

Stetten. Verleger Friedrich Wallishauser sah in den Hechinger Schuhmachern ljohnarbeiter
[...] mit eigenem Klassengeist und Klasseninteresse, wollte sich aber auf keine langatmige Polemik
mit ihnen einlassen. Es ist [...] schwer %u sagen, ob die Streiks häufiger gelungen oder gescheitert
sind, meinte er knapp179.

Den neuen sozialdemokratischen Gewerkschaften stemmte sich der Zoller genauso
vergebens entgegen wie 1894 der ersten SPD. Am 26. November 1905 traten Schuhmacher
und Textilarbeiter als Freie Gewerkschaft mit einer ersten eigenen Versammlung
an die Öffentlichkeit. Sie riefen in das Gasthaus Löwen. 150 Zuhörer kamen. Thema
des Abends war die Artikelserie in der katholischen Zeitung, Redner der Stuttgarter Arbeitersekretär
Mathias Lex180. Am 14. Januar 1906 lud die Freie Gewerkschaft Hechingen
zur Weihnachtsfeier mit Gabenverlosung'm das Museum. Karl Kapp war Versammlungsleiter,
Ludwig Rümpel, Chorleiter der Eintracht Friedrichstraße, dirigierte das neue Hausorchester
bei seinem ersten Auftritt. Wahre Stürme des Beifalls erhielt die Vorführung lebender
Bilder1*1.

Später zeigte die Freie Gewerkschaft auch gern Lichtbildervorträge. Thema am 29.
März 1908 im Museum: Naturerscheinungen und Weltwunder. Friedrich Klotz, der Gründungsvorsitzende
der SPD von 1894, übernahm den Kartenvorverkauf182. Die Freie
Gewerkschaft nannte sich in Hechingen gern Vereinigte Gewerkschaften und ließ einen
Ausschuss für sich sprechen. Der holte am 21. August 1909 den Stuttgarter Gau-Gewerkschaftsleiter
Christiansen zu einer Versammlung in das Gasthaus Anker. Rund 100
Zuhörer kamen. Es ging um die Streitfrage Freie oder christliche Gewerkschaften1^.

Die katholische Kirche mischte jetzt nämlich energisch mit in der Arbeiterszene.
Scheint die sozialdemokratische Schuhmacher-Gewerkschaft bei Moos & Rosenthal
entstanden zu sein, so erblickte die christliche Arbeiter-Gewerkschaft in der Hohenzol-
lerischen Schuhindustrie Schiele das Licht der Welt. Die Stettener Firma galt als katholischer
Betrieb. 1898/99 stand Edmund Schiele im Kampf um die Sitze im Trägerverein
der Arbeiterspeiseanstalt auf der Seite von Stadtpfarrer Meinrad Mayer, und 1908 wurde
ihm Stimmungsmache für das Zentrum nachgesagt, weil er seinen Betrieb vor der Landtagswahl
mehreren Pfarrern zu Besuchen öffnete184. Schiele hatte bis 1898 im ehemaligen
Kloster arbeiten lassen und nach dem verheerenden Feuer, das ein Brandstifter
legte, eine neue Fabrik am Ortseingang gebaut (zuletzt Bundeswehrdepot, heute Gam-
bro). 1905 suchte er sich Teilhaber und stellte seine Schuhfabrik als „Hohenzollerische

179 Hz. Bl. Nr. 264/18.11.1905.

180 Hz. Bl. Nr. 269/24.11.1905, 271/27.11.1905.

181 Hz. Bl. Nr. 10/13.01.1906,11/15.01.1906. Chronik 1906 (wie Anm. 9) S. 337. Vgl. Chronik 1980
(wie Anm. 9) S. 330, 331. Walter Sauter: Der Index zu den Hechinger Zeitungen 1829-1970 (wie
Anm. 4)S. 1607.

182 Hz. Bl. Nr. 70/27.03.1908.

183 Hz. Bl. Nr. 186/19.08.1909,188/21.08.1909,189/23.08.1909. Z Nr. 189/23.08.1909

184 Schreiben Philipp Longard vom 18. Februar 1899 lt. StaS, Ho 235 T 9-10, Nr. 171 Arbeiter-
Speiseanstalt zu Hechingen. Zit. nach Otto Werner: Chronik der Arbeiterspeiseanstalt und des Marienheims
(wie Anm. 46) S. 23. Hz. Bl. Nr. 126/04.06.1908.

184


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