Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 196
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0200
Rolf Vogt

Die Notbremse 20g erneut die Museumsgesellschaft. Sie verweigerte der Italienischen
Nacht den Saal. Bürgermeister Anton Häußler war das gerade recht. Er reagierte sofort.
Am Tag vor dem Stiftungsfest widerrief er die poÜ2eiliche Genehmigung des Festzugs,
da der Grund %u einem Zug vom Anker durch die Stadt %um Museum weggefallen ist. Auch ohne
Festzug war der Museumsgarten am Nachmittag des 27. August gut gefüllt. Die Baiinger
Arbeiter kamen mit ihrer neuen roten Fahne, die Arbeiterkapelle aus Mössingen machte
Musik, es herrschte reges Leben. Das stellten die Hohenzollerischen Blätter fest. Der Zoller
sah nur die Bildung sozialdemokratischer Arbeiter in erschreckender Weise zutage treten217
- man darf spekulieren, was gemeint ist.

Georg Pfeiff machte damals gehörig Dampf. Er wollte sogar Stadtverordneter werden
. Kandidiert hatte er bereits in der regulären Ergänzungswahl am 2. März 1911. Zur
Disposition stand in der dritten Klasse der Posten von Oberamts-Baumeister Friedrich
Beuter, einem Liberalen. Der Amtsinhaber fand sich wieder in einem Feld von fünf
Kandidaten, am Schluss erhielt er die wenigsten Stimmen. Georg Pfeiff zog 62 Wähler
an die Urne, Zentrumsmann Anton Kotz, Kanzlist am Amtsgericht, machte mit 120
das Rennen. Weil er die erforderliche Mehrheit verfehlte, musste Kotz in die Stichwahl,
in der am 13. März der zweitplatzierte liberale Bäckermeister Josef Mayer an ihm vorbeizog
. Mayers Wahl wurde nach einer Wahlanfechtung von Zentrumsseite vom Be-
zirksausschuss, dem Verwaltungsgericht in Sigmaringen, im Juni 1911 für ungültig
erklärt. Am 6. September 1911 stand die Nachwahl an218.

Die SPD und Pfeiff rechneten sich gute Chancen aus. Wahrscheinlich besprachen
sie ihre Strategie in der Mitgliederversammlung am 23. August im Gasthaus Anker, in
der Georg Pfeiff als Schriftführer zurückkehrte in den Ortsvereins-Vorstand. Für die
wichtige außerordentliche Mitgliederversammlung hatte der Sozialdemokratische Verein sogar
mit einer Anzeige in den Hohenzollerischen Blättern mobilisiert219. Der Ortsverein bildete
ein Wahlkomitee, das eine Woche später, am 1. September, mit einem Wahlaufruf
Georg Pfeiff als Kandidaten vorstellte. Bisher seien die Hunderte von Arbeitern in Hechingen
ohne jede Vertretung in der Stadtverordnetenversammlung, hieß es in dem Aufruf. Nur ein

217 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6210 Politische Parteien, 8. Sonder-Akten betr. Sozialdemokratischer
Verein. Hz. Bl. Nr. 191/25.08.1911,193/28.08.1911. z Nr. 193/28.08.1911,195/30.08.1911. Die in
der SPD-eigenen Geschichtsschreibung wiederkehrende Behauptung, der Festzug sei polizeilich aufgelöst
worden, lässt sich nicht belegen. Vgl. hermann zimmermann: Die Geschichte der Hechinger
SPD (wie Anm. 144). C[laudia] B[uckenmaier]: Mit roten Rosen und roten Fahnen (wie Anm. 144).
100 Jahre SPD-Ortsverein Hechingen (wie Anm. 144) S. 33. Der Hinweis in z Nr. 193/28.08.1911,
die Versammlung seipoli^etlicherseits aufgelöst worden, bezieht sich auf den Widerruf der Genehmigung
durch Anton Häußler.

218 Hz. Bl. Nr. 39/17.02.1911, 50/03.03.1911, 57/11.03.1911, 58/13.03.1911, 59/14.03.1911,
191/25.08.1911. z Nr. 50/03.03.1911, 59/14.03.1911, 69/27.03.1911, 191/25.08.1911. Die Akten
der Wahlanfechtung vor dem Bezirksausschuss in Sigmaringen in StAS, Ho 247 T 1, Nr. 98 Eduard
Jung, Hechingen gegen Gemeindevertretung Hechingen wegen Ungültigkeitserklärung der Wahlen
zur Gemeindevertretung März 1911.

219 Hz. Bl. Nr. 188/22.08.1911.

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