Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 197
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0201
Talmi-Kultur und Klassen-Gegensätze

Arbeiter, der mit dem Arbeiter denkt und fühlt, kann die Interessen der Arbeiter auch wirklich vertreten
, stellte das Wahlkomitee fest. Bürgerliche Kandidaten würden nur Versprechungen
machen. Mit dem Wunsch, alles was sonst die Arbeiter trennt, sei hier zurückgestellt, hier gilt das
Wohl der arbeitenden Einwohnerschaft im Allgemeinen, warb die SPD auch um die Stimmen
christlicher Arbeiter. Für den 5. September organisierte sie eine Kundgebung im Gasthaus
Anker. Thema war die Gemeindepolitik, Redner der sozialdemokratische Gemeinderat
Jakob Nül aus Bodelshausen, der Reichstagskandidat von 1906220.

Trotz aller Anstrengungen gewann am nächsten Tag Zentrums-Mann Anton Kotz.
Er zog diesmal sogar 204 Stimmen auf sich, Georg Pfeiff kam immerhin auf 88, lag
damit aber noch hinter Schmiedmeister Wilhelm Streble, der 108 Wähler für sich einnahm
und Kandidat des liberalen Wahlkomitees war, weil Josef Mayer das Handtuch
geworfen hatte221. Abseits des sozialdemokratischen Sturmangriffs auf das Rathaus
hatte den Wahlkampf die Diskussion beherrscht, ob es richtig sei, zwischen Neubürgern
, die die preußische Kommunalordnung von 1901 den Hohenzollerischen Landen
beschert hatte, und Altbürgern des überkommenen Gemeindebürgerrechts zu unterscheiden
. Anton Kotz hatte in seiner Nominierungsversammlung versprochen, die
Rechte der Altbürger zu wahren, und seine liberalen Gegner hatten dieses Bekenntnis
zur Zielscheibe gemacht, weil Kotz selbst Neubürger war.

Der Elan der SPD und der freien Gewerkschaften verflog mit der Wahlniederlage
im September und dem ergebnislosen Kampf um Georg Pfeiffs Arbeitsplatz. Es ging
ruhiger weiter. Im Januar 1912 tauschte der Ortsverein seinen Vorstand erneut komplett
aus. Pfeiff rückte wieder ganz nach vorn, Oskar Böhme wurde zweiter und August
Wolfsberger dritter Vorsitzender. Beide waren Steindrucker, der eine vom Schrofen, der
andere aus dem St.-Luzen-Weg222. Die zweite Ära Pfeiff dauerte aber nur wenige Tage.
Am 5. Februar 1912 meldete sich der Gewerkschaftsboss im Rathaus ab. Er kehrte Hechingen
den Rücken und zog nach Sulz. Möglicherweise hatte er dort einen neuen Job
gefunden.

220 Hz. Bl. Nr. 197/01.09.1911. Faksimile-Nachdruck der Anzeige in: 100 Jahre SPD-Ortsverein
Hechingen (wie Anm. 144) S. 33. StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6210 Politische Parteien, 8. Sonder-Akten
betr. Sozialdemokratischer Verein.

221 Hz. Bl. Nr. 192/26.08.1911, 202/07.09.1911. Z Nr. 193/28.08.1911, 202/07.09.1911. Gegen
die Nachwahl wurde von liberaler Seite Einspruch erhoben. Das Verfahren vor dem Bezirksausschuss
endete mit der Niederschlagung der Wahlanfechtung, s. Hz. Bl. Nr. 203/09.09.1911. Z Nr.
204/11.09.1911. StAS, Ho 247 T 1, Nr. 99 Anton Wagner, Hechingen, gegen Gemeindevertretung
Hechingen wegen Anfechtung der Ergänzungswahl zur Gemeindevertretung vom 6.9.1911.

222 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6210 Politische Parteien, 8. Sonder-Akten betr. Sozialdemokratischer
Verein.

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