Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 198
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Rolf Vogt

Der Abgang von Georg Pfeiff lähmte den Ortsverein monatelang. Schließlich rückte
Matthias Fritz an die Spitze. Der 35-jährige Thalheimer, seit 1903 in Hechingen und
Heizer in der Zwirnerei Levi & Cie, meldete sich im September 1912 im Rathaus als
neuer Vorsitzender. Er teilte auch mit, dass anstelle von Wolfsberger erneut Franz Steffen
das Amt des Schriftführers übernommen habe, und ließ sich eine politische Versammlung
am 14. September 1912 im Gasthaus Anker genehmigen. Thema war diesmal
die Fleisch- und Febensmittelteurung. Die SPD warb für ihre Kundgebung erneut mit Flugblättern
. Die Grenzen auf. Fort mit allen Brot- und Fleischwölfen, hieß es auf den Zetteln223.
Die Sozialdemokraten ächzten unter den Lebensmittelpreisen.

Am 21. Dezember 1912 feierte der Ortsverein noch einmal Weihnachten im Gasthaus
Anker mit humoristischen Vorträgen und einer Gabenverlosung, dann wurde es wirklich
still. Mit der Kundgebung, in der am 8. März 1913 im Gasthaus Anker der Ulmer Parteiredner
Karl Ruggaber über die Reichsversicherungsordnung redete224, verabschiedeten
sich die Sozialdemokraten zum zweiten Mal von der politischen Bühne Hechingens. Sie
brachten bis zur Novemberrevolution 1918 keine weitere Versammlung mehr zustande.

16. FREIE TURNERSCHAFT

Zur gleichen Zeit wie die SPD taucht die Freie Turnerschaft ab. Eigenen Sport trieben
die Sozialdemokraten seit dem 28. Januar 1911, dem Beginn ihres bewegten Jahres. Die
Freie Turnerschaft war nach den unbekannt gebliebenen Schützen der zweite sozialistische
Sportverein in der Stadt und das Gegenstück zum 1884 gegründeten Turnverein.
Das Flugblatt, das die Freien Turner in ihren Gründungstagen verbreiteten, wandte sich
ausdrücklich an die Arbeiter in der Deutschen Turnerschaff25.

Anders als der bürgerliche Verein durften die sozialdemokratischen Turner nicht in
das Rathaus. Stefan Beck, der Vorsitzende, meldete dem Bürgermeisteramt am 28. März
die Gründung und stellte den Antrag, die Turnhalle im Untergeschoss des Rathauses
nutzen zu dürfen. Der Gemeinderat lehnte ab. So blieb der Freien Turnerschaft nur der
Garten des Gasthauses Anker. 48 Arbeiter gingen dort im Sommer 1911 ihrem Sport
nach, drei davon erst 17 Jahre alt.

Sie kamen Bürgermeister Anton Häußler gelegen. Die preußischen Verwaltungsbehörden
machten den Arbeiterturnern damals das Leben schwer mit dem Reichsvereinsgesetz
. Auch wenn sie turnen, sind sie ein politischer Verein, war die Richtlinie. Das
hatte Konsequenzen für die Mitgliedschaft. 18 Jahre waren das Mindestalter in politischen
Vereinen. Häußler las aufmerksam die Statuten und machte Oberamtmann Dr.
Karl Schoenfeld im Juli auf das Problem aufmerksam. Als politischer Verein würden die

223 Ebd.

224 Ebd. Hz. Bl. Nr. 54/07.03.1913.

225 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6210 Politische Parteien, 8. Sonder-Akten betr. Sozialdemokratischer
Verein. Zur Freien Turnerschaft vgl. Walter Sauter: Der Index zu den Hechinger Zeitungen 1829-
1970 (wie Anm. 4) S. 2290-2292.

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