Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 199
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0203
Talmi-Kultur und Klassen-Gegensätze

Freien Turner mit der Mitgliedschaft ab dem 17. Lebensjahr gegen das Vereinsgesetz
verstoßen, schrieb er dem Oberamtmann. Schoenfeld leitete den Brief weiter nach Sigmaringen
, Regierungspräsident Franz Graf von Brühl antwortete in Wochenfrist. Häuß-
lers Vermutung sei richtig, schrieb der Graf. Er fand allein die Zugehörigkeit zum
Arbeiterturnerbund in Leipzig ausreichend für die Einstufung der Hechinger Turner
als politischer Verein.

Der Hechinger Bürgermeister war sich in der Zwischenzeit felsenfest sicher geworden
, dass die Freie Turnerschaft nicht koscher war. Sie wollte zum Bezirksturnfest nach
Metzingen fahren. Häußler argwöhnte dort ein sozialdemokratisches Fest. Er fragte am
21. Juli 1911 nach. Ihr Turnerbund sei kein politischer Verein, ließ das Stadtschultheißenamt
Metzingen aber wissen. Er habe wohl sozialdemokratische Mitglieder, doch das
Bezirksturnfest sei keine sozialdemokratische Versammlung. Häußler schnaubte vor
Wut. Die Festrede in Metzingen habe Klara Zetkin gehalten, die Behauptung wird also
kaum richtig sein, schrieb er dem Oberamtmann. Als der ihm einige Tage darauf Graf
von Brühls Brief vorlegte, rieb sich Häußler die Hände. Er ließ Turnerchef Johann
Weber die Verfügung des Regierungspräsidenten vorlegen. Die drei Jungen mussten
raus.

Den Vollzug meldete Georg Pfeiff. Er trug die geänderten Statuten am 1. September
ins Bürgermeisteramt. Pfeiff war im August 1911, als er bei Moos & Rosenthal vor dem
Tor stand und die Stadtverordnetenwahl näherrückte, an die Spitze der Freien Turnerschaft
gerückt. Nach Stefan Beck, dem Gründungsvorsitzenden, und Johann Weber,
einem Schuhmacher aus der Prinzlinggasse, hatte der Verein schon den dritten Vorsitzenden
. Das erste halbe Jahr war stürmisch. Im April 1911 soll der Kassierer mit der
Unterstützungskasse durchgebrannt sein. So hielt es jedenfalls der Vorsitzende der Fabrikkrankenkasse
Gewerkschaftsboss Georg Pfeiff genüsslich vor226.

Johann Weber machte sich am 21. Juli im Bürgermeisteramt als neuer Vorsitzender
bekannt. Wilhelm Mäß war damals Turnwart, der Schneider Ernst Wilhelm Schmid
Kassenwart und Georg Kaibacher Zeugwart. Als Pfeiff sich am 1. September, gut einen
Monat später, als Vorsitzender meldete, nannte er Ernst Schmid weiter als Kassierer
und den Weber Konrad Sauter als Schriftführer.

Im Hechinger Rathaus sprach Georg Pfeiff zum letzten Mal am 9. Februar 1912 vor
- vier Tage nach seiner polizeilichen Abmeldung. Er kündigte die Winter-Turnfahrt des
Arbeiterturnerbunds im Bezirk 5 am 11. Februar mit Tambouren und wollte hinauf zum
Zeller Horn. Bürgermeister Häußler genehmigte die Fahrt mit der Bedingung, daß der
Um^ug vor Beginn des Hauptgottesdienstes beendet sein muß. Danach verschwindet Pfeiff endgültig
aus Hechingen.

226 ZNr. 86/18.04.1911.

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