Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 211
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Anton Bumiller, Pionier des HohenzoUerischen Gewerbeschulwesens

So vollzog sich immer mehr die Scheidung ^wischen der mit kaufmännischem Geschick geleiteten,
wirtschaftlich übermächtigen Großindustrie einerseits und dem zurückgedrängten , mit veralteten
Waffen kämpfenden Handwerk andererseits'. In Sigmaringen wurde die Zunft der Schmiede
und Wagner am 11. Januar 1869, die Zunft des Bauhandwerks am 2. Februar 1869 aufgehoben4
.

Durch die Aufhebung der Zünfte und die Einführung der Gewerbefreiheit fehlte
den Handwerkern jeglicher Zusammenhalt in einer berufsständischen Organisation. In
dem Bericht des Ministers vom 1. August 1853 wird festgestellt, dass die Bildung des
Handwerkerstandes nur auf einer mittelmäßigen Stufe stehe und dass die Einrichtung
von Gewerbeschulen dringend erforderlich sei. Doch wünsche weder die Bevölkerung
Gewerbeschulen noch seien genügend Handwerker bereit, ihren Nachwuchs auf eine
solche Schule zu schicken. Auch würden sich die Gemeinden weigern, die Hälfte der
Unterhaltskosten einer Gewerbeschule zu übernehmen5.

Gegen zunächst heftigen Widerstand des jeweiligen Magistrats von Hechingen und
Sigmaringen wurden 1855 an diesen beiden Orten Handwerker-Fortbildungsschulen
eingerichtet. Doch der Widerstand gegen diese neue Einrichtung kam noch von anderer
Seite, wie dem Schreiben des Königlichen Oberamts an das Bürgermeisteramt in Sigmaringen
zu entnehmen ist: Der Abhaltung der Handwerker-Fortbildungsschule während der
Sommermonate an Sonntagen stehen mehrfache Hinderniße im Wege, insbesonders werden die Schüler
von dem Besuch der Gottesdienste, der Christenlehre und Sonntagsschule abgehalten werden, weßhalb
eine Verlegung auf den Samstag Nachmittag sehr wünschenswert erscheint. Dieser Verlegung steht
nur das einzige Bedenken entgegen, daß vielleicht Einer oder der Andere der angehenden Handwerker
von seinem Meister nicht von der Arbeit entbunden würde6. Bereits zehn Tage später schreibt
das Oberamt an die Gemeinde Laiz: Das Bürgermeisteramt hat den dortigen Schülern der Handwerkerker
-Fortbildungsschule %u eröffnen, daß der Unterricht je am Samstag Nachmittags von 4 bis
6 Uhr erteilt wird. Ab 1857 übernahm das Ministerium die Mittel für den Unterhalt der
beiden Schulen. Damit wurde aus dem Provisorium eine ständige Einrichtung. Für die
beiden Schulen erließ die Regierung am 13. Dezember 1862 einen Lehrplan und eine
Schulordnung. Nachdem 1878 der Unterricht auf das gesamte Jahr ausgedehnt worden
war, entwickelten sich diese Handwerker-Fortbildungsschulen zu städtischen Gewerbeschulen
, dann zu gewerblichen und kaufmännischen Berufsschulen fort. Die Sigmaringer
Handwerker- und gewerbliche Fortbildungsschule leitete ab 1895 Anton Bumiller7.

3 Anton Bumiller: Vorträge über Handwerk und Schule. Sigmaringen 1911. S. 10.

4 DERS.: Zur Geschichte des Handwerks in Stadt und Grafschaft Sigmaringen. In: Hohenzollerische
Jahreshefte 14 (1954) S. 72.

5 Wilfried Schöntag: Vom Bauern zum Gewerbetreibenden. Sigmaringen 1984. S.125.

6 Kgl. Oberamt vom 16. April 1855. StAS, Dep.l T 21 Nr, 62.

7 Schöntag (wie Anm. 5) S.127E

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