Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 246
(PDF, 60 MB)
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Franz-Severin Gäßler

gegenüber allen anderen Gebäuden mehrfach ausgezeichnet. Im räumlichen und funktionalen
Kontext ist die Südfassade die eigentliche Hauptfassade. Denn vom Unteren
Tor aus ist das Rathaus mit dem Blick nur zu streifen (Abb. 8) und auch von der Kaufhausstraße
aus gewinnt man keinen Abstand, um das Rathaus frontal und in seiner vollen
Größe zu fassen.

Die Prägnanz und Klarheit der Form, die Schmitthenner dem Gebäude verlieh, gab
er auch dem Bereich vor dem Rathaus. Den Schwung, den das leichte Gefälle hin zum
Rathaus mit sich bringt, bremste ehemals in angemessener Distanz zur Fassade und
zum Eingang eine dreistufige, breit gespannte Treppe, gerahmt von blockhaft geformten
Wangen. Östlich der Treppe blieb noch genügend Raum für die Zufahrt zum Portal.
Zwei weit gestellte Leuchten erhellten Vorplatz und Fassade. Die Stufe, die ins Rathaus
hineinführt, bewahrt das Innere noch immer vor Wasser und Schnee, ohne allzu große
Barriere zu sein. Die Zäsur, die die drei Stufen mit sich brachten, war ein meisterhafter
Kunstgriff Schmitthenners im Umgang mit der ungleichmäßigen Topographie, um dem
Rathaus einen ebenmäßigen Vorbereich und der Fassade Würde zu geben. Die Fassade
hatte erhalten, was sie benötigt: offenen Raum6. Der heutige Zustand zeigt, wie schwer
es fallt, sich auf das Wesentliche zu beschränken, um das das Gute zu bewahren7.

Der traditionelle Fernblick auf das Weichbild der Stadtbild erfolgt von Norden, Nordosten
oder Nordwesten, weil da der Zusammenhang mit dem Zoller gegeben ist, die
Stadt gleichsam vor dem Zoller steht und die Altstadt mit ihrem nach Norden geneigten
Gelände insbesondere vom jenseits aufsteigenden Hang, vom Killberg aus, gut überschaubar
ist8. Das ist eine ganz andere räumliche Situation als diejenige von Süden, vom
Obertorplatz aus. Die Silhouette der Altstadt wird in ihrer gesamten Ausdehnung sichtbar
. Deutlich heben sich die Fassaden und Dächer von der Landschaft ab, vom umgebenden
Grün der Wiesen und den bäum- und strauchbestandenen Hängen und vom
Albtrauf, der aus dem blauen Dunst der Ferne aufsteigt. Weit mehr als innerhalb der
Stadt müssen sich die wichtigen Bauwerke im Gewirr der Dachlandschaft und der emporragenden
hellen Giebel durch ihre einzigartige Gestalt behaupten: die Stiftskirche

6 Vgl. die Abb. bei Genzmer, Das Rathaus (wie Anm. 3), S. 60; das Titelbild der Festschrift (wie
Anm. 3), das Schmitthenners Zeichnung der Südfassade zeigt, sowie insbesondere Hechingen. Zollerland
zwischen Alb und Schwarzwald. Aufnahmen von joachim Feist und helmut Hell. Text
von Eugen Stemmler und Oscar Heck. Sigmaringen. Stuttgart 1969 (Thorbecke Bilderbücher; Bd.
58), die Abb. S. 31.

7 1997 wurde der Brunnen aufgestellt und die Platzfläche neu gestaltet; die Platzfläche erhielt vor
den Gebäudekanten Bäumchen, und zugleich wurden die alten Laternen entfernt und historisierende
Leuchten unmittelbar neben das Eingangsportal gestellt.

8 Den Blick von Norden aus zeigen zahlreiche Darstellungen, vgl. etwa den Kupferstich aus Merians
Topographia Sueviae von 1643, ebenso Bleuler mit seinem um 1815 geschaffenen aquarellierten Kupferstich
oder die Lithographien Emmingers oder Daikers, die um 1845 entstanden; vgl. hierzu MAX
Schefold (Hrsg.): Hohenzollern in alten Ansichten. Konstanz, Lindau, Stuttgart 1963. S. 94 ff.Merian
und Bleuler werden als typische Stadtansichten wiederholt reproduziert, z. B. in Hechingen. Zollerland
zwischen Alb und Schwarzwald (wie Anm. 6), Merian S. 11 und Bleuler Frontispiz.; karl Mors:

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