Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 251
(PDF, 60 MB)
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Das Rathaus in Hechingen - Werk des Architekten Prof. Paul Schmitthenner

Auch die Zahl der Fenster und der Rhythmus der Intervalle variiert von Geschoss zu
Geschoss. Format und Größe, Anzahl und Intervall der Fenster geben jedem Stockwerk
eine eigene Identität. Gemeinsam ist ihnen das stehende Format und die Vierteilung
der Fensterfläche. Nur im Giebel teilen die Holzsprossen die Fensterfläche in sechs Felder
. Mit Ausnahme der Mittelachse sitzt keines der Fenster über dem anderen. Damit
wird nicht nur die Eigenständigkeit der einzelnen Geschosse betont, sondern insbesondere
die vertikale Achse in der Fassadenmitte. Auf ihr sind die wichtigsten Elemente
platziert: der Haupteingang mit dem darüber hängenden Stadtwappen, die Fenstertür
des Ratssaales und die Uhr, die den Bürgern die Zeit vorgibt. Darüber sind Giebel und
Laterne Teil dieser vertikalen Achse und steigern sie ins Monumentale. Sieht man von
den untergeordneten Räumlichkeiten des Dachgeschosses ab, ist das Zimmer des Bürgermeisters
der einzige Raum der Stadtverwaltung, der auf dieser Achse liegt und damit
herausgehobene Bedeutung erhält. Die Elemente auf dieser vertikalen Achse folgen
einem eigenen Rhythmus: Elemente größeren Formats stehen im spannungsreichen
Wechsel mit solchen kleineren Formats, eher einfach ausgebildete Elemente mit solchen,
die aufwändiger gestaltet sind. Während das Aufwärtsstrebende auch die lisenenförmi-
gen Streifen an den Gebäudekanten betonen, stärkt die Reihung der Fenster in den jeweiligen
Geschossen die Horizontale. Damit sind auch Vertikale und Horizontale in ein
spannungsreiches und doch ausgewogenes Verhältnis gesetzt. Die Fensteröffnungen
sind nicht einfach in die Wand eingeschnitten. Wie beim Portal zeigen auch die Fenster
Gewände in pointierter Ausfuhrung: Dem Weiß des Fensterrahmens folgt das Grau des
Muschelkalks, das gegenüber der dezent bemalten Wand durch eine schmale Putzfasche
abgegrenzt ist (Abb. 12). Diese steigert den Unterschied zwischen der Farbe der Wand
und des Gewändes und gibt dem einzelnen Fenster mehr Gewicht. Das Wandfeld der
Fassade und auch das Giebeldreieck trennt darüber hinaus eine schmale, weiß gefasste
Nut von den lisenenartigen weißen Bändern an den Gebäudekanten und von der Putzfasche
, die an Ortgang und Gesims des Giebeldreiecks stößt (Abb. 16). Der Schatten
des Streiflichts betont diese Trennung unterschiedlich je nach Stand und Intensität der
Sonne.

Auf den ersten Blick scheint das Relief der Fassade sehr flach zu sein. Putz und Sockelplatten
grenzen, nur durch die helle Fasche getrennt, fast bündig aneinander. In der
Schrägansicht wird dann deutlich, was der Schattenwurf bereits bei frontalem Blick verrät
(Abb. 11): Die wichtigen Architekturelemente werden dem differenzierten Spiel von
Licht und Schatten ausgesetzt und auf diese Weise besonders zur Geltung gebracht.
Das Portalgewände ist leicht vor die Fassade gesetzt, das transparente Portalelement,
das die Eingangstür fasst, ist dagegen tief in die Leibung gerückt. Hell leuchtet der Wappenschild
der Stadt vor dem dunklen Schatten. Das Gesims, auf dem der Giebel ruht,
ragt kaum merklich vor die Fassade, und nochmals ein kleines Stück über dieses hinaus
ragt das aufsteigende Ortganggesims, so dass diese Elemente in ihrer plastischen Gestalt
klar voneinander abgegrenzt erkennbar sind. Bei diesem Detail, dem Zusammentreffen
von Ortgang und Traufgesims zeigt sich auch der durchdachte und damit souveräne

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