Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 257
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0261
Das Rathaus in Hechingen - Werk des Architekten Prof. Paul Schmitthenner

Variantenreich ist das Spiel Schmitthenners, um dem Gefüge der Hauptfassade lebendige
Ordnung und menschliches Maß zu geben, das einzelne Element, wie z. B. das
Fenster, einzufügen in das nächst größere, in diesem Falle die hellgrau getönte Wand,
und schließlich in den Gesamtzusammenhang. Das geht über das konstruktiv Erforderliche
und das funktional Notwendige hinaus. So werden nicht nur jene Attribute in
Szene gesetzt, die das Gebäude im Vergleich mit anderen Gebäuden unverwechselbar
als Rathaus kennzeichnen, sondern es wird auch das innere Gefüge mit seinen unterschiedlichen
Funktionen nach außen gewendet. Das ist die Transparenz der Funktion.
Und dies ist nicht nur ein Spiel, um der Langeweile zu entfliehen. Ordnung und Maß,
Symmetrie und Proportion dienen dazu, die jeweilige Form in Szene zu setzen, ihr Sinn
zu verleihen und dem einzelnen Element sinnstiftend Platz im Ganzen zu geben.

Die Nordfassade (Abb. 8 und 17), die zweite Schaufassade des Rathauses, wirkt ganz
anders als die Südfassade. Das liegt zunächst an Proportion und Dimension der Wand-
fläche und am Fehlen des Giebels. Mindestens so wichtige Unterscheidungsmerkmale
sind das Fehlen einer beherrschenden vertikalen Achse wie auf der Südseite und die
starke Öffnung der Wand durch Fenster. Auch hier unterscheidet sich jedes Geschoss
vom anderen. Größe, Format und Anzahl der Fensteröffnungen sind wiederum die Unterscheidungsmerkmale
. Im vierten Geschoss, dort, wo für die Stadtkasse Raum geschaffen
wurde, ist die Wand reduziert auf schlanke Pfeiler zwischen den ungeteilten
Fenstern. Damit gelingt es, viel Licht in den großen Kassenraum zu bringen, der von
Außenwand zu Außenwand reicht. Zugleich vermag der Blick vom Kassenraum aus
über die Dächer der Unterstadt hinweg in die Landschaft hinaus zu schweifen. Das
Halbgeschoss, das in den Dachraum übergeht, braucht dagegen nur wenig Tageslicht,
weil es keine Aufenthaltsräume, sondern das Archiv birgt. Da reichen die drei Fenster
unter der Traufe und je eines auf den beiden Längsseiten, um dem Raum noch an Licht
das zu lassen, was er nötig hat. In jenem Geschoss, wo die hohen schlanken Fenster sitzen
, ist auch das Trauzimmer untergebracht. Die kleinsten Fenster sitzen über den vier
Garagentoren, in dem Geschoss mit der geringsten Stockwerkshöhe. Die Fensterläden
geben ihnen mehr Gewicht und betonen zugleich die Horizontale. Die Fensterachsen
des zweiten und dritten Geschosses sind aufeinander bezogen und ebenso diejenigen
des fünften, sechsten und siebten Stockwerks. Das gliedert die Wandfläche gut überschaubar
in zwei Bereiche, einen unteren und einen oberen Teil, und gibt der Fassade
doch wieder einen gewissen Zusammenhalt über die gewaltige Höhe hinweg. Mit den
bemalten Feldern über dem vierten Geschoss gelingt es sogar, die vier oberen Geschosse
zusammenzubinden. Über die Dächer der Altstadt hinweg ist der obere Teil der Nordwand
, der mit Farbfeldern dekoriert ist, weit sichtbar und kündet vom besonderen Status
des Rathauses.

In der unteren Fassadenhälfte gliedert ein Vorbau die Wand in gut überschaubare
Teile (Abb. 17). Er sitzt auf der Symmetrieachse und gibt der Wand, in der die gereihten
Elemente vorherrschen, ein Zentrum, dem Inneren den Ausgang ins Freie und dem
dahinter liegenden Treppenraum viel Licht. Darüber hinaus ist er reich dekoriert: Breites

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