Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 293
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0297
Das Rathaus in Hechingen - Werk des Architekten Prof. Paul Schmitthenner

Beide waren bereits für den Umbau des Rathauses in den Jahren 1934—35, der in der
Bevölkerung nicht gerade Begeisterung hervorgerufen hatte, verantwortlich12. Damals
hatte der Stadtbaumeister vorgeschlagen, bei der Sanierung des Rathauses aus Kostengründen
den Zierrat der Gründerzeit an der Fassade zum Marktplatz zu beseitigen13.
Die Fassade war 1885-87 im Rahmen eines Umbaus mit Aufstockung nach dem Entwurf
des königl. preuß. Regierungs- und Baurats Laur (1820-1901) im Stil der Neore-
naissance gestaltet worden14. Landeskonservator Laur (1858-1934), der Sohn des
Vorgenannten, der möglicherweise durch seinen Vater in die Planung eingebunden war15,
hatte sich 1934 für den Erhalt der Fassade als Zeugnis der historisierenden Richtung
der damaligen Zeit ausgesprochen16. Auch Regierungs- und Baurat Neumann (1895—
1945) von der preußischen Regierung in Sigmaringen, der als Ortsbaubeamter beteiligt
worden war, sprach sich dafür aus, die Fassade zu erhalten. Dagegen hielten der Bund
für Heimatschutz in Württemberg und Hohenzollern sowie die Staatliche Beratungsstelle
für das Baugewerbe in Stuttgart den Formenreichtum der Fassade nicht mehr für
zeitgemäß und damit auch nicht mehr für erhaltenswert. Prof. Felix Schuster (1876—
1950), der zu jener Zeit 2. Vorsitzender des Bundes für Heimatschutz in Württemberg
und Hohenzollern war, plädierte eindeutig dafür, dem Standpunkt der Gegenwart Rechnung
zu tragen17.

Wann Schmitthenner erstmals in dieses Projekt eingebunden wurde und wer den Anstoß
gab, ihn zu beteiligen, ist in den städtischen Akten nicht dokumentiert. Schmitthenner
war zu jener Zeit einer der herausragendsten Persönlichkeiten der deutschen
Architekturszene18. Der gebürtige Elsässer hatte an den Technischen Hochschulen in
Karlsruhe und München studiert und wurde von Theodor Fischer, dem Münchner Architekturlehrer
, an Richard Riemerschmied (1868-1957) weiterempfohlen. In Breslau
wird er 1913 leitender Architekt einer Baugesellschaft und trifft dort Hans Poelzig
(1869-1936) und Heinrich Tessenow (1876-1950). Poelzig vermittelt ihn schließlich an

12 Zur Stimmung in der Bevölkerung vgl. michael ruhi.and: Denkmalschutz für Bauten der „Kaiserzeit
". Fachliches Urteil und öffentliche Erwartung. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 22
(1993), S. 31—42, der S. 37 aussagt, von vielen sei der Rathausumbau als „Scheune" bezeichnet worden.

13 Zum Rathausumbau der Jahre 1934—35 und zum Rathausneubau vgl. Stadtarchiv Hechingen (StA
HCH), A 200, Rg.-Nr. 1520. Sofern nicht anders angegeben stammen die u.a. Informationen zum
Umbau und Neubau aus dieser Quelle.

14 Bei Maximilian Rudolf von Ehrenberg (Bearb.): Ludwig Eglers Chronik der Stadt Hechingen.
Hechingen 2. verbesserte und vermehrte Aufl. 1906, wird S. 311 und S. 315 der Regierungs-und
Baurat Wilhelm Laur als Planverfasser genannt.

15 Ruhland (wie Anm. 12), nennt S. 37 den Landeskonservator Laur als Architekten — jedoch ohne
die Quelle dafür zu benennen.

16 Vgl. StA HCH wie Anm. 13, Schreiben Laurs vom 17.1.1933.

17 Vgl. StA HCH wie Anm. 13, Schreiben Schusters vom 28. Juli 1933.

18 Zur Biographie Schmitthenners vgl. Wolfgang Voigt: Biografische Chronik Paul Schmitthenner.
In: Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hrsg.): Paul Schmitthenner 1884-1972. Tübingen, Berlin 2003.
S. 195-200.

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