Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 295
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0299
Das Rathaus in Hechingen - Werk des Architekten Prof. Paul Schmitthenner

1939, bei den Arbeiten für den Einbau eines Luftschutzkellers wurde festgestellt,
dass die Lastübertragungen im Rathaus von oben nach unten an verschiedenen Punkten
stark versetzt sind22. Sicherungs- und Abstützungsmaßnahmen wurden erwogen und
durchgeführt. Die Stadtverwaltung erhielt im Alten Schloss ein Übergangsquartier. Die
Stadtbücherei verblieb jedoch im Rathaus, und 1943 wurde auch noch die Bibliothek
des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie im Sitzungssaal des Rathauses untergebracht23.

Bindereif, der vom September 1929 bis zum 21. Mai 1945 ununterbrochen als Bürgermeister
im Amt war, konnte im Januar 1949 dieses Amt wieder übernehmen24. Im
Dezember 1950 wollte er vom Stadtbauamt wissen, welches Bauvolumen bezüglich seines
im Herbst 1949 aufgestellten Raumprogrammes für einen Rathausbau erforderlich
sei und wie hoch die Kosten dafür geschätzt werden. Der Stadtbaumeister sah jedoch
keinen finanziellen Spielraum für einen Rathausneubau und strebte die statische Sicherung
und Sanierung an25. In einem Vermerk vom 30. September 1952 zur Frage des
Rathausbaus wird dann erstmals der Neubau favorisiert. Die Unterzeichner waren Prof.
Schmitthenner, der 1945, nach dem Ende der nationalsozialistischen Ära, seinen Lehrstuhl
an der TH Stuttgart verloren hatte26, Regierungsbaudirektor Ziegler von Stuttgart,

wie z.B. von Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) (Direktor der Staad. Kunsthochschulen Weimar),
von Julius Schulte-Frolinde (1894-1968) (Leiter der Bauabteilung der D.A.F.), von Dr. Werner Lindner
(1883-1964) (Fachbeauftragter des Deutschen Bundes für Heimatschutz) oder von Friedrich Beblo
(1872-1947) (Stadtrat und Oberbaudirektor der Stadt München) zum Rathausumbau zitiert; vgl. Stadtarchiv
Hechingen, A 200 Rg. Nr. 1520. Willy Baur, Das Rathaus in Hechingen. In: Schwäbisches
Heimatbuch 1936, S. 63-69, sieht S. 69 die Umgestaltung als Wendung zum Besseren. Paul Schmitthenner
, Das Rathaus in Hechingen im Wandel der Zeiten. In: Das Rathaus zu Hechingen. Zur Einweihung
am 10. Mai 1958. Hrsg. von der Stadt Hechingen. S. 3-14, bezeichnet S. 4 den Umbau von
1934 als reinigenden Akt sowie einem Schritt hin zu einfacher Größe und S. 7 bezeichnet er ihn als
Rückkehr zur Schlichtheit, dem Neubau schließlich gibt er die Unterschrift „Die neuen Notwendigkeiten
in Anstand und Würde". Rudolf Pfister, Das neue Rathaus der Kreisstadt Hechingen,
schreibt S. 231, dass sich 1934 Bürgermeister und Stadtrat zu einem Umbau entschlossen hatten, der
den Gründerzeit-Greuel beseitigen sollte und Schmitthenner mit dieser undankbaren Aufgabe betraut
wurde. Von dem Ursprünglichen Ansinnen, Kosten bei der Sanierung einzusparen, ist auch bei Pfister
nichts zu lesen. Bei Genzmer (wie Anm. 3) S. 2 ist zu lesen, dass bei der Fassade des Historismus die
„Architekturteile aus Sandstein nach wenigen Jahrzehnten zum Glück schon so schadhaft" waren,
dass eine durchgreifende Sanierung erforderlich war und sich der Bürgermeister 1934 entschloss, die
„protzigen Architekturteile" zu entfernen, dem Rathaus eine „schlichtere" Form zu geben und Schmitthenner
mit dieser „reizvollen Aufgabe" betraute.

22 Vgl. StA HCH A 200, Rg.-Nr. 1520, Schreiben Bindereifs an den Regierungspräsidenten vom
23.2.1939

23 Ebda., Niederschrift einer zweiten Besichtigung des Rathauses in Hechingen am 9. September 43.

24 Frdl. Mitteilung von Herrn Thomas Jauch, Stadtarchivar in Hechingen, vom 17.05.2010.

25 Vgl. StA HCH A 200, Rg.-Nr. 1520, Schreiben vom 17. November 1951.

26 Das Wirken Schmitthenners in der NS-Diktatur und Schmitthenners vergeblicher Versuch, in der
Nachkriegszeit wieder einen Lehrstuhl zu erhalten, ist differenziert dargestellt bei wolfgang voigt,
Zwischen Weißenhof-Streit und Pour le merke: Paul Schmitthenner im Architekturstreit der zwanziger
bis fünfziger Jahre. In: Frank, Voigt (Hrsg.), Paul Schmitthenner 1884-1972. (wie Anm. 18),
S. 67-99.

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