Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 299
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0303
Das Rathaus in Hechingen - Werk des Architekten Prof. Paul Schmitthenner

Schmitthenner ein Rathaus realisieren konnte. Die Entwürfe für die Rathausneubauten
in Ludwigshafen (1943) und Aschaffenburg (1949) sowie die geplanten Umbauten und
Erweiterungen in Kiel (1937) und Prag (1942) wurden nicht umgesetzt. Auch die Skizze
für das Rathaus in Freudenstadt blieb Idee. Der Blick auf die Entwürfe und auch das
Abschweifen zu den anderen Bauaufgaben zeigt Schmitthenners Einfühlungsvermögen
in den Kontext des jeweiligen Ortes und der jeweiligen Aufgabe. Ob Skelettbau, wie
das 1948 für Mainz geplante Hochhaus, oder Massivbau, wie in Hechingen oder Kilchberg
1959 realisiert, Holzbau, wie die Häuser für die Holzsiedlung am Kochenhof, die
Mitte der dreißiger Jahre errichtete und 1944 zerstörte Dachhalle des Alten Schlosses
in Stuttgart und das Wohnhaus für Fritz Schmitthenner in Bad Kreuznach (1935), oder
Steinbau wie zuletzt der 1960-67 geschaffene Soldatenfriedhof Bourdon an der Somme
bei Amiens, Schmitthenner fand die zeitgemäße konstruktive und gestalterische Lösung
für die jeweilige Aufgabe und — abgesehen vom Stahlbau, den Schmitthenner mied —
den souveränen Umgang mit den Materialien und Baustoffen34. Wie schon bei den Häusern
der Kochenhofsiedlung werden auch beim Hechinger Rathaus Material und Konstruktion
perfekt eingesetzt. Der massive Dachteil und die Decken etwa werden in
Hechingen aufgelöst in flache Platten und Rippen (Abb. 22). Und beim Wettbewerb für
die Universitätskliniken Tübingen auf dem Schnarrenberg 1951 lässt Schmitthenner
schlanke Stahlstützen das Flachdach über den loggienartig gefügten Baikonen tragen.
Wo die tragenden Wurzeln des Schmitthenner'schen Denkens liegen, formuliert er indirekt
in seiner Rede vor dem Orden Pour le merke: in jener Bewegung, die sich schließlich
im Deutschen Werkbund manifestierte, sich in der Besinnung auf Einfachheit und
Wahrhaftigkeit auszeichnete, die den Stilen des Historismus entgegenwirkte. Einfachheit
und Wahrhaftigkeit bleiben bis zum Ende entscheidende Kennzeichen im Werk Schmitthenners
.

Annähernd zeitgleich zum Hechinger Rathaus entstand 1956—57 das Landhaus
Josefslust in Sigmaringen für den damaligen Erbprinzen Friedrich Wilhelm von
Hohenzollern (1924-2010). Westlich des Jagdschlösschens war der Bauplatz ausgewählt
worden. Die Gestalt des Neubaus sollte keinesfalls mit der Architektur des Schlösschens
konkurrieren. Gesucht wurde ein Architekt, der diese Aufgabe meistern konnte. Mit
diesem Anliegen wandte sich die Mutter des Erbprinzen, die damalige Fürstin Margarete
(1900-1962) an den Landeskonservator für Hohenzollern, Oberregierungsbaurat
Genzmer. Dieser empfahl Schmitthenner. Schmitthenners erster Entwurf zeigte ein
großes Landhaus, das nach Westen ausgerichtet war und zum Jagdschlösschen beziehungslos
blieb. Nun schaltete sich der damalige Erbprinz ein. Das Gebäude wurde
schließlich mit Sicht auf das Jagdschlösschen hin ausgerichtet, und das Gebäudevolumen
sowie die Dimensionen einiger Räume mussten, unter deutlichem Missfallen Schmitthenners
, teils erheblich reduziert werden. Dies blieb der einzige Eingriff des Erbprinzen
in die Planung. Ansonsten fand die Abstimmung zu diesem Bauvorhaben, das einzige
des Fürstenhauses, für das Schmitthenner herangezogen wurde, ausschließlich
34 Dem Stahlbau gegenüber blieb Schmitthenner auf Distanz.

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