Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 302
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0306
Franz-Severin Gäßler

der herausragenden Stellung und der prägnanten und repräsentativen Form scheint
ungebrochen zu sein.

Der Blick zurück auf die Rathausbauten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs
entstanden, bestätigt eher diese Tendenz45. Doch lohnt in diesem Zusammenhang der
Vergleich mit annähernd zeitgleich entstandenen Rathausbauten. Winterlingen etwa,
das eine halbe Fahrtstunde südöstlich von Hechingen liegt, hatte 1955-57 ein neues
Rathaus erhalten46. Im direkten Vergleich zeigt sich der Hechinger Rathausbau mit seinem
Formenrepertoire, den Materialien und der Fassadengestalt eindeutig als zeitgemäßes
Gebäude. Das Winterlinger Rathaus dagegen könnte auch ein Bau sein, der zwei
Jahrzehnte zuvor entstanden ist. Bei den Beispielen, die Damus abbildet47, ist erkennbar,
dass der traditionelle Typus des Rathauses schwindet und die Architektur der Rathäuser
die Sprache von Verwaltungsbauten der jeweiligen Zeit zeigt. Die Auflösung der Wand
als tragendes Element, die einhergeht mit der Trennung von konstruktivem Raster und
Ausbauraster ist ein typisches Kennzeichen.

Die Aufträge für die beiden repräsentativsten öffentlichen Bauvorhaben Hohenzol-
lerns in der ersten Hälfte der 50-er Jahre, die Landratsämter in Hechingen und Sigmaringen
, gingen an Schüler Schmitthenners. Mit dem Neubau des 1953 fertig gestellten
Hechinger Landratsamtes einschließlich Kreishaus war der Stuttgarter Architekt Alfred
Kicherer beauftragt worden48. 1954 fand der Wettbewerb für ein neues Kreishaus in
Sigmaringen statt, den der aus Sigmaringen stammende Lindauer Architekt Sepp Mar-
mon für sich entscheiden konnte; Baubeginn war im Herbst des gleichen Jahres, im Dezember
1955 war Bezug und im Februar 1956 fand die Einweihung statt49. Beide Bauten
zeigen typische Merkmale der Nachkriegsarchitektur: Zurückweichen von der Bauflucht
der Straße, Aufgabe der Spiegelsymmetrie, Wechsel von großflächigen Glasfeldern und
geschlossen wirkendem Mauerwerk bei den Fassaden. Wenig später bereits wird das
Flachdach zum gewohnten Anblick im Schul- und Verwaltungsbau. In Sigmaringen entstand
so Ende der fünfziger Jahre die Kreisberufsschule nach Entwürfen der Sigmaringer
Architekten Gässler & Böhmer, in Hechingen Mitte der sechziger Jahre das

45 Vgl. hierzu Martin damus: Das Rathaus. Architektur- und Sozialgeschichte von der Gründerzeit
zur Postmoderne. Schwerpunkt: Rathausbau 1945—1986 in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin
1988, der einen guten Uberblick an ausgewählten Projekten bietet; der Hechinger Rathausneubau
wird S. 140 nur mit einer Abbildung gezeigt, allerdings im Zusammenhang mit dem 1951—52 errichteten
Böblinger Rathaus, den Damus als tradierten Typ des Kleinstadt-Rathauses beschreibt, der unabhängig
von den politischen Verhältnissen über Jahrzehnte hinweg verwendet wird.

46 Vgl. Helber, Kunst und Kulturdenkmale (wie Anm. 42), S. 303.

47 Vgl. Damus, Das Rathaus (wie Anm. 45).

48 Vgl. hierzu Anm. 29.

49 Vgl. hierzu Meinrad Häberle: Der Landkreis Sigmaringen 1925-1972. Ein Beitrag zu seiner Geschichte
. Sigmaringen 1985. S. 65. Marmon war bereits mit der Planung für die 1937-38 errichtete
Schule in Inneringen beauftragt worden, vgl. StAS, Ho 235, Bd. 27,1, XI, Nr. 992 und konnte nach
gewonnenem Wettbewerb Ende der fünfziger Jahre auch das Landratsamt in Überlingen gestalten.

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