Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 311
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

Gabriele Kat^. Madame Kauila 1739-1806. Die erste Unternehmerin Süddeutschlands
und die reichste Frau ihrer Zeit. Filderstadt: Markstein Verlag für Kultur- und Wirtschaftsgeschichte
2006. 159 S.

Ruth Stütze: Die Botin. Das etwas andere Leben der „Beuremer Elsa". Tübingen: Silberburg
-Verlag 2001. 176 S., zahlreiche s/w-Abb.

Die Biographien zweier Frauen sind vorzustellen, deren Lebensläufe unterschiedlicher
nicht sein könnten. Zum einen die der jüdischen Unternehmerin und Bankiersfrau Madame
Kauila (1739-1809), zum anderen die von Elsa Saile, der „Botin" aus Beuren
(1910-2004). Das einzig Gemeinsame dieser beiden beeindruckenden Lebenswege ist
wohl die Stadt Hechingen. Von dort aus baute Madame Kauila ihr Unternehmen auf,
das ihr die Gunst höchster Kreise in einer turbulenten Phase der europäischen Geschichte
einbrachte und dorthin kehrte sie an ihrem Lebensabend zurück. Elsa Saile,
die „Beuremer Elsa", kannte Hechingen von ihren Botengängen sehr gut (und die Hechinger
kannten sie); auch sie lebte am Ende ihres Lebens zunächst in Hechingen, bevor
sie hoch betagt nach Haigerloch kam, wo sie vor wenigen Jahren verstarb.

Madame Kauila, geboren als Karoline „Chaile" Raphael in Bad Buchau, hat schon
verschiedentlich das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Ihr Unternehmergeist,
ihre Gewandtheit und ihre Zielstrebigkeit machten sie im Übergang vom Ancien Regime
zur Napoleonischen Ära zur Hoffaktorin des württembergischen Kurfürsten und Königs
Friedrich I. und zur hoch geehrten Geschäftspartnerin des habsburgischen Kaiserhauses
. Und dies, obwohl sie aus heutiger Sicht gleich zweifach zu einer Randgruppe
gehörte und Außenseiterin war: Als Jüdin und als Frau. Es gehört denn zu den wichtigsten
Passagen der von der Kunst- und Landeshistorikerin Gabriele Kat^ vorgelegten
Biographie, wenn dargelegt wird, wie sich dieses scheinbare Rätsel erklären lässt. Die
Rolle jüdischer Hoffaktoren mit ihren weit verzweigten Geschäftsbeziehungen und den
ihnen gewährten Handelsprivilegien ist dabei bekannt. Weniger bekannt ist vielleicht,
dass die Rolle der Frau in der jüdischen Familie es durchaus zuließ, dass sie die Geschäfte
ihres Mannes übernahm, damit der sich seinen religiösen Studien widmen konnte. Jüdische
Ehefrauen bewältigten weit mehr die alltäglichen, weltlichen Aufgaben in Familie
und im Geschäftlichen als ihre Männer. Chaile Raphael (der jüdische Vorname wurde
später zum Familiennamen Kauila) war die Tochter des fürstlich-sigmaringischen Hoffaktoren
Raphael Isaak. Im Jahr 1747 zog die Familie nach Hechingen. Dort gab es
schon seit längerem eine jüdische Gemeinde, deren Geschichte zwar nicht immer konfliktfrei
verlaufen, die aber im Großen und Ganzen etabliert war. Als älteste Tochter
wuchs sie quasi in das Leben einer Hoffaktorin hinein, deren Aufgabe es war, den jeweiligen
Landesherren mit Waren und Barmitteln zu versorgen. Sie heiratete im Jahr
1757 den begüterten Hechinger Schutzjuden und Pferdehändler Auerbacher, der später
den Familiennamen Kauila annahm. Sie gebar fünf Kinder und übernahm den Pferdehandel
ihres Mannes, der sich fortan religiösen Studien widmete. Madame Kaullas Auf-

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