Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 319
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

(S. 22f, 38, 68, 79) verteilt? Ein sorgfältigeres Lektorat hätte dies verhindern müssen.
Überflüssig sind auch die banalen Sätze zu Württemberg in der NS-Zeit und zur Entstehung
des Landes Baden-Württemberg. Wozu soll der aus professoraler Höhe formulierte
Satz „Handbücher haben meistens mehrere Verfasser und immer reiche
Literaturhinweise" (S. 271) gut sein? Statt einer solchen Belehrung für Klippschüler
wäre ein wenigstens bescheidener Anmerkungsapparat sinnvoller gewesen. Wer „Neugier
wecken" will (S. 273), muss auch Forschungslücken klar benennen und Forschungskontroversen
offen ansprechen.

Bernhard Mann will, gemäß seinem Nachwort, „Mentalitäten" schildern. Die Befindlichkeiten
der Oberschwaben, der Hohenloher, der Heilbronner, Esslinger, Ulmer und
weiterer ehemaliger Reichsstädter kommen jedoch nur ganz am Rande vor. Die unterschiedlichen
Regionen werden in Bezug auf ihre Wirtschaftsform beschrieben, sonst
aber bleiben sie ganz im Dunkeln. Blass bleibt zudem das Verhältnis des württembergischen
Staates zur Katholischen Kirche und ihren Gläubigen. Dass württembergische
Beamte in Oberschwaben aufziehen, um diesen „schwarzen Erdteil" (H.-G. Webling)
darüber zu belehren, dass es weder Marienandachten noch Wallfahrten und auch keine
Fasnacht brauche - das alles fehlt bei Mann gänzlich. Dass die Verhältnisse in Württemberg
für die katholischen Bewohner noch um die Jahrhundertwende durchaus Anlass
zu Kritik boten, dass ein Matthias Erzberger auf diese Kritik eine äußerst erfolgreiche
politische Karriere aufbauen konnte - nichts davon bei B. Mann. Der Leser hätte ruhig
den Eindruck gewinnen dürfen, die Katholiken seien im Königreich Württemberg
Staatsbürger zweiter Klasse gewesen, denn dies war zumindest ihre „gefühlte" Position.
An solchen Stellen vermisst man kräftigere Farben, die sich mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit
(auf den Mann bei allen verlagsbedingten Umständen nicht verzichten
will) durchaus vertragen hätten. Wer die Geschichte des Königreichs Württemberg neu
darstellen will, hätte dies meiner Meinung nach sogar tun müssen.

Schließlich noch das Hauptärgernis: Der Autor verblüfft vor allem durch sein uneingeschränkt
positives Urteil über Friedrich L, dem er im Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte, Bd. 3 noch „Härte, ja Brutalität" bescheinigt hat (S. 262).
Geradezu einfühlsam beschreibt Bernhard Mann die Politik Friedrichs I. aus dessen eigener
Sicht. Für sie findet er immer neue Erklärungs- und Entschuldigungsgründe.
Schon die einleitende Formulierung, Friedrich habe Neuwürttemberg „erworben", ist
angesichts des von massiver Korruption begleiteten Länderschachers ein glatter Euphemismus
. Aus dessen Verfassungspolitik leitet Bernhard Mann ab, dieser habe nur eine
zeitweilige „Kriegsdiktatur" ausgeübt, sei keinesfalls ein „Tyrann", sondern sogar „ein
eher vorsichtiger, um nicht zu sagen ängstlicher Mensch" gewesen. Innerhalb der landesgeschichtlichen
Literatur begibt sich Mann damit auf eine Außenseiterposition. Dieter
Langewiesche spricht von „absolutistischer Härte", Paul Sauer konstatiert „nicht
selten erbarmungslosen Härte ... Dass Friedrich 1809 in der seitherigen Deutschordensstadt
Mergentheim einen Aufruhr mit brutaler Härte niederschlug und im Süden des
Landes unbotmäßiges Verhalten unnachsichtig unterdrückte, schadete seinem Ruf sehr."

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