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Neues Schrifttum
Im Zusammenhang mit der Herrschaftsgeschichte kann der Autor mit einer Neuigkeit
aufwarten (S. 53£). Wollte sich Fürst Josef Friedrich mit der Verlegung der Residenz
von Sigmaringen nach Haigerloch, das Allod war, nach landläufiger Auffassung dem
Druck der österreichischen Lehnsherrschaft entziehen, handelte es sich nach den von
dem Autor zitierten Quellen dabei wohl eher um eine Flucht des Regenten vor seiner
dritten Ehefrau Maria Theresia, geb. Gräfin von Waldburg-Trauchburg, mit der er sich
schon geraume Zeitt in großen Wüdterwerthtgkaitten befand. Um seine dringend erforderliche
Rückkehr zu ermöglichen, bat der Fürst den Konstanzer Fürstbischof Franz Konrad
von Rodt, er möge doch seine Gemahlin zum Weggehen aus Sigmaringen bewegen.
Nach längerem Zögern erklärte sich die Fürstin schließlich bereit, Wohnung im Schloss
Langenenslingen zu nehmen. Die in der Korrespondenz des Fürsten angegebene Motivation
für den Aufenthalt in Haigerloch wird freilich durch die Tatsache relativiert,
dass Josef Friedrich die ihm nach dem Wegzug seiner Gemahlin gebotene Gelegenheit,
wieder im Sigmaringer Schloss zu residieren, nicht realisierte.
Als Folge der Revolution 1848, die auch in Langenenslingen zu Ausschreitungen geführt
hatte, gelangte der Ort, wie der Autor weiter darlegt, 1850 schließlich an Preußen,
das aus den Fürstentümern Hohenzollern 1852 sodann den Regierungsbezirk der Ho-
henzollerischen Lande schuf. In dem Kapitel schildert der Autor außerdem die Geschichte
der Gemeinde und ihrer Verfassung. Der zu Preußen gehörige Ort wurde 1945
der französisch besetzten Zone von Württemberg und Hohenzollern einverleibt, aus
der 1947 das Land Württemberg-Hohenzollern gebildet wurde, das dann 1952 in dem
neuen Bundesland Baden-Württemberg aufging. Sehr einschneidend in der jüngsten
Geschichte Langenenslingens war die in der Kreisreform 1971 erfolgte Ausgliederung
des Dorfes aus dem alten Kreis Sigmaringen und seine Zuweisung an den neuen Landkreis
Biberach. Nach der Eingemeindung des württembergischen Dorfes Egelfingen
1972 wurden Langenenslingen 1975 infolge der Kommunalreform noch der hohenzol-
lerische Ort Billafingen und fünf württembergische Dörfer eingemeindet.
Im folgenden Kapitel des Bandes mit der Überschrift „Aspekte der Langenenslinger
Geschichte" werden die öffentlichen Einrichtungen, das Feuerlöschwesen, die gemeinnützigen
Einrichtungen, die Gemeindediener und Dienste behandelt. Einen sehr breiten
Raum in der Darstellung nimmt die kirchliche Geschichte ein, vor allem die Geschichte
der Pfarrei einschließlich einer Pfarrerliste, die Historie der früheren Pfarrkirche St.
Mauritius und der heutigen Pfarrkirche St. Konrad, die 1892/93 erbaut wurde. In diesem
Zusammenhang wird ferner eine Zusammenstellung der Pfarrer und der Ordensleute
aus Langenenslingen geboten. Es folgt die Schulgeschichte von Langenenslingen mit
den verschiedenen Schulgebäuden und die Vorstellung der in dem Ort tätigen Lehrer.
Weitere Unterkapitel sind dem Gesundheitswesen, den Vereinen und den berühmten
Langenenslingern gewidmet. Aufgeführt werden u.a. Dr. Michael Heiding (1506 - 1561),
Bischof von Merseburg und Humanist, Dr. Benedikt Sauter (1835 - 1908), erster Abt
des zur Beuroner Kongregation gehörigen Benediktinerklosters Emaus (Prag). Zu den
prominenten Langenenslingern wird auch der amtierende Bischof von Mainz, Karl
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