Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 330
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

der Kriegsgefangenen sowie Menschen, die aus politischen und rassischen Gründen inhaftiert
waren. Aber auch hier waren die Grenzen fließend. So wechselte in Laucherthal
ein Teil der französischen Kriegsgefangenen in den Status als Zivilarbeiter. Ob dieser
Statuswechsel mit einer Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen einherging,
war aber vor allem der zweiten, diesmal rassisch motivierten Unterscheidung geschuldet.
Es wurde zwischen den „artverwandten" Westarbeitern und den Ostarbeitern, vor allem
Menschen aus Polen, der Ukraine und Russland, unterschieden. Die Lebensumstände
dieser letzten Gruppe unterschieden sich, auch wenn sie freiwillig in Laucherthal tätig
waren, kaum von den Umständen, denen ihre zwangsinhaftierten Landsleute ausgesetzt
waren.

Zum Thema des Ausländereinsatzes gehört auch das der Sklavenarbeit in den Konzentrationslagern
, was Andreas Zekorn in seiner reich dokumentierten Studie zum Unternehmen
„Wüste" beschreibt. Die „Wüste" - Lager sind ein gutes Beispiel für die
Transformation des KZ-Systems der letzten beiden Kriegsjahre, in dem über das ganze
Reich verteilten Netzes von Außenlagern die KZ-Insassen als Arbeitssklaven gehalten
wurden. In den Wüste-Werken am Fuße der Schwäbischen Alb sollte in der letzten
Phase des Krieges, ab 1943/44, aus ölhaltigem Schiefer Ol gewonnen werden. Der ökonomische
Erfolg der Unternehmung war minimal, die Zahl der Opfer dagegen groß.
Geschildert werden u.a. die grausamen Haft- und Arbeitsbedingungen, mangelnde Ernährung
und Bekleidung sowie schlechte medizinische Versorgung, die zu einer hohen
Sterblichkeit unter den Häftlingen führten. Hinzu kamen willkürliche Misshandlungen,
die Ermordung entkräfteter Häftlinge bis hin zu Hinrichtungen. Im Zentrum des Beitrags
steht die Beschreibung der internen Strukturen einer internationalen, inhomogenen
und entsolidarisierten Häftlingsgesellschaft innerhalb der Konzentrationslager. Es wird
deutlich, dass das häufig in der Forschung als auch in der allgemeinen Anschauung allgemeingültige
Täter - Opfer - Schema, die tatsächlichen Zustände innerhalb dieses perfiden
KZ-Systems nicht ausreichend wiedergibt. Tatsächlich führte die Weitergabe von
begrenzter Herrschaftsgewalt durch die SS an einzelne sog. „Funktionshäftlinge" auch
zu einer Täterschaft von Häftlingen, die, wie beispielsweise im Lager Dautmergen, bis
zur Tötung von Mitgefangenen führen konnte. Eindrücklich werden diese Geschehnisse
, hier vor dem Hintergrund von Selbstzeugnissen des polnischen Schriftstellers
Tadeus% Boroivski geschildert, der Häftling im Lager Dautmergen war und ein ungeschminktes
Bild der Lagerverhältnisse entwirft. Thematisiert wird auch die Frage nach
dem Wissen der Bevölkerung um die Existenz von Konzentrationslagern sowie den
dort herrschenden Zuständen, der Herkunft der Häftlinge und der Gründe für ihre Inhaftierung
. Die Menschen vor Ort jedenfalls hatten Kenntnis von der Existenz der
Lager. Wie tief dieses Wissen aber war und welche Verbreitung es über die Region hinaus
fand, wird noch viele Forscher beschäftigen.

Einem speziellen Aspekt des Krieges, der Lynchjustiz gegen alliierte Piloten im Bodenseeraum
, widmet sich Gary Anderson. Das Thema Fliegerabstürze in den Jahren zwischen
1943 und 1945, in denen die Bevölkerung zunehmend unter den alliierten

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