Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 16
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Edwin Ernst Weber

Frank verliert damit neben seinem Bruder überdies den Mitgesellschafter im formal
noch immer bestehenden Unternehmen der Gebrüder Frank. Karls Witwe Anna
wohnt fortan mit der Familie von Siegfried und Emma Frank zusammen. Zeitweise findet
mit der unverheirateten Lina Rieser noch eine weitere Schwester von Emma Frank
Aufnahme in der Wohnung in der Karlstraße.75

Dank ihres Wohlstands und sozialen Status, aber auch der von vielen Zeitzeugen erinnerten
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft genossen die Franks vor 1933 bei ihren
Nachbarn in der Karlstraße und darüber hinaus weithin in der Sigmaringer Stadtgesellschaft
ein hohes Ansehen. Symptomatisch ist die Schilderung von Willi Waidmann,
wonach er und seine Spielkameraden in der Karlstraße beim Herannahen von Herrn
Frank die Straßenseite gewechselt, ihn höflich gegrüßt und dafür jedes Mal ein Gutsle
bekommen hätten. Auf die bei anderen Passanten beliebten Streiche hätten sie bei ihm
verzichtet - auch um das Gutsle nicht zu gefährden.76 Beeindruckt hat den kleinen Willi
auch die hübsche und sehr nette Emma Frank, während er deren Tochter Lisa ob ihres
Kinderfahrrads bewundert habe.

Die bereits von seinem Vater praktizierte Wohltätigkeit setzt Siegfried Frank offenkundig
fort: Dass er die fünfköpfige Familie Melk nach dem Weggang des Vaters als
Mieter in den Saalbau aufgenommen und ihr späterhin angesichts des bevorstehenden
Abrisses des Gebäudes eine neue Wohnung im Haus der mit ihm befreundeten Familie
Engel in der Josefinenstraße vermittelt habe, wertet Ekkehard Melk im Rückblick als
soziale Tat.77 Selbstverständlich sei es im gemeinsam bewohnten Haus auch gewesen,
dass die Franks die Mitbewohner an der Lektüre der von ihnen abonnierten Sigmaringer
Lokalzeitung „Verbo" teilhaben ließen. Auch Tochter Lisa ist die soziale Einstellung
ihres Vaters Siegfried Frank in Erinnerung geblieben: Von seiner Unterstützung
für Familie Melk weiß sie ebenso zu berichten wie von seiner Hilfe für einen offenbar
vom Vater misshandelten Jungen, dem er später bei seiner Auswanderung nach Amerika
1938 den Schlüssel seines Autos überlassen habe. Späterhin sei dieser Mann zu einem
erfolgreichen Autohändler geworden, der nach dem Krieg Kurt, dem Sohn Siegfrieds
, aus Dankbarkeit gegenüber dessen Vater bei einem Deutschlandbesuch
kostenfrei einen Mietwagen überlassen und Gleiches auch für künftige Aufenthalte versprochen
habe.78 Die Fürsorge für seine Mitmenschen sei für ihren Vater eine Religion
gewesen, erinnert sich Lisa Frank.

Lisa Frank, von ihrer Familie und Freunden Mady genannt, hat eine schöne Kindheit
und Jugend in der Kleinstadt Sigmaringen im Gedächtnis behalten.79 Besonders
präsent sind ihr mehr als 70 Jahre nach der Emigration noch immer die damals noch

75 Filminterview Lisa Heyman 1997 (wie Anm. 42).

76 Zeitzeugenbefragung Willi Waidmann (wie Anm. 61).

77 Zeitzeugenbefragung Ekkehard Melk (wie Anm. 69).

78 Filminterview Lisa Heyman 1997 (wie Anm. 42). Lisa Heyman berichtet dabei von den überlassenen
Schlüsseln für zwei Autos und dass der beschenkte Mann späterhin zum größten VW-Händler in Württemberg
geworden sei. Vermutlich handelte es sich dabei um das Autogeschäft von Ernst Müller, späterhin Josef
Zimmermann, der laut Paul Kleck in der Folge in das angekaufte Anwesen in der Leopoldstraße umzog
(Aussage Stadtbaumeister i.R. Paul Kleck, wie Anm. 29). Die Automarke wäre demnach aber Opel gewesen.

79 Filminterview Lisa Heyman 1997 (wie Anm. 42).

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