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Haigerloch
der Stadt zu bewahren. Die Entstehung dieser Tradition lässt sich wohl zum Teil damit
erklären, dass die Stadt ihre Rechte gegenüber den häufig wechselnden Pfandinhabern
ständig behaupten musste.167 Bestärkt wurde diese auf Rechtssicherung angelegte Politik
der Stadt durch die Erfolge, die sie bei ihrem Vorgehen verbuchen konnte. Eine wesentliche
Rolle spielten externe Vermittler: Habsburg griff wiederholt, noch bis Mitte
des 16. Jahrhunderts, also noch in zollerischer Zeit, vermittelnd ein und wirkte insbesondere
bei der Abfassung des „Stadtbüchles" im Jahre 1457 bei einer wichtigen
Rechtskodifikation mit. Diese Tradition setzte sich in zollerischer Zeit, nun unter Einbeziehung
der Reichsgerichte, fort.
15. ZUSAMMENFASSUNG
Haigerloch war eine vergleichsweise kleine Residenzstadt, die zum einen wegen ihrer
ursprünglich militärischen Funktion (Festungscharakter) und damit einhergehend einer
ungünstigen Verkehrslage keine besonders guten Möglichkeiten für eine auf Handel
beruhende Entwicklung besaß. Haigerloch war in der Frühen Neuzeit nie ständig
Residenz eines Fürsten gewesen. Aus diesen Gründen nahm Haigerloch eine gewisse
retardierte Entwicklung und erhielt nur den Charakter einer Nebenresidenz. Dennoch
weist Haigerloch viele Merkmale auf, die für eine Residenz typisch sind: die Stadt bildete
für die Herrschaft Haigerloch einen Verwaltungsmittelpunkt, wenngleich die
obersten Behörden vor 1576 in Hechingen und nach 1634 in Sigmaringen saßen. Ein
Hofstaat war zwar nur temporär anwesend, dennoch wurde die Bevölkerungsstruktur
nachhaltig durch herrschaftliche Beamte geprägt. Eine höfische Repräsentationsentfaltung
erlebte Haigerloch in den Jahren, in denen Grafen oder Fürsten in der Stadt residierten
: Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts sowie während der Regierungszeit
Fürst Joseph Friedrichs im 18. Jahrhundert. In dieser Zeit war Haigerloch
herrschaftliche Grablege, ein wichtiges Kennzeichen für eine Residenz. Die Stadt wurde
damals zudem baulich ausgestaltet und erlebte eine kulturelle Blütezeit.
167 Schöntag, 900 Jahre Haigerloch (wie Anm. 2), S. 17.
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