Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 4
(PDF, 88 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0012
Jan Ilas Bartusch

gende Beitrag verfolgt nun weder das Ziel, die bereits mehrfach herausgearbeiteten stilistischen
Bezüge13 erneut zu vertiefen noch die seit über 400 Jahren geltenden Besitzverhältnisse
in Frage zu stellen. Den Anlass dafür gaben vielmehr unbeachtete epigraphische
und bildmetaphorische Verflechtungen zwischen dem Freudenstädter
Taufstein und dem Bietenhausener Tympanon, die nach eingehender Untersuchung die
Schlussfolgerung erlauben, dass offenbar beide Werke in ihren Gestaltungskonzepten
von Konventualen der Benediktinerabtei Alpirsbach entworfen und von Steinmetzen
der dort angesiedelten Klosterbauhütte geschlagen wurden. Um die zu dieser Einsicht
führende Argumentationskette nun in ihren Einzelgliedern vorzustellen, ist es eingangs
notwendig, Tauf stein und Tympanon in ihrem jeweiligen Aufbau näher zu beleuchten.

2. DER FREUDENSTÄDTER TAUFSTEIN

Der aus rötlichem Sandstein geschlagene Taufstein untergliederte sich ursprünglich in
drei Zonen. Nachdem der Fuß zu unbestimmter Zeit größtenteils weggeschlagen wurde
, sitzt der walzenförmige Schaft heute unmittelbar auf einer jüngeren oktogonalen
Grundfläche auf (Abb. 1-4). Um ihn herum sind in annähernd gleichen Abständen und
nahezu vollplastisch zwei Löwenpaare, ein einzelner Löwe und eine menschliche Figur
ausgehauen, die jedoch vielfach Stoßschäden und Verstümmelungen aufweisen. Die geglätteten
Bruchkanten deuten dabei auf eine nachträgliche Überarbeitung hin. Bei den
Löwenpaaren, die miteinander zu balgen scheinen, stützt sich jeweils der hintere Löwe
mit seinen Tatzen auf dem Leib des vorderen ab. Ihre mähnenlosen Köpfe weisen eigentümlich
flache, nach hinten fliehende Gesichter auf, denen querovale, von breiten
Wülsten umgebene Augen und menschenähnlich hervorstehende Nasen eigen sind. Die
Tiere haben ihre Mäuler leicht geöffnet, strecken teilweise ihre Zungen heraus und lassen
ein regelmäßiges Gebiss ohne Fangzähne erkennen. Die Schwänze der beiden Paare
, die sie zwischen den Hinterbeinen hindurchgesteckt und auf dem Rücken abgelegt
haben, münden in einfache, herz- oder kleeblattförmige Quasten. Hingegen endet der
ringförmig den Leib umschlingende Schweif des einzelnen Löwen in drei lanzettförmigen
Büscheln. Die Menschenfigur ist im Verhältnis zum Haupt von zwergenhaft
kleinem Wuchs. Obwohl Arme und Beine rücklings gespreizt zum Taufstein ausgestreckt
sind, richtet sich der ruhige, unverzerrte Blick des bartlosen Gesichts unter einem
Mittelscheitel frei nach außen.

Das im Querschnitt runde, nach außen leicht gewölbte Becken gewinnt nach oben
beträchtlich an Umfang. Die Außenfläche wird an den horizontalen Rändern von zwei
starken kordelartigen Wulstringen begrenzt, von denen der untere etwas kräftiger ausgeführt
ist. Den Zwischenraum füllen mehrere figürliche Reliefs und eine eingemeißelte
Inschrift, die - wie aus ihrer Position und Aussage zu schließen ist (siehe unten) -
offenbar das Bildzentrum markiert. Sie verläuft unmittelbar parallel zum oberen Tau-
Stuttgart 2001 (Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg
10/2), S. 939-970, hier S. 949. - Rommel/Kopp, Stadtkirche (wie Anm. 1), S. 11.
13 Vgl. unter anderem Schlegel, Mittelalterliche Taufgefäße (wie Anm. 2), S. 150. - Fiechter, Bildwerke
(wie Anm. 2), S. 125-133.

4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0012