Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 8
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0016
Jan Ilas Bartusch

Auf der Oberseite des Beckenrandes sind in Relief zwei doppelte und miteinander
verflochtene Wellenbänder herausgearbeitet, die als Sinnbild des Wassers die Mulde
umziehen. In die Vertiefung ist heute eine neuzeitliche Bronzeschale eingelassen. Sie
wird am Rand von vier Winkeln gehalten, für die man am Beckenrand nachträglich entsprechende
Kerben ausgestemmt hat.

Die Inschrift im Bildkontext

Über dem Hirsch verläuft parallel zum Beckenrand und entlang des oberen Tauwulstes
eine einzeilig eingemeißelte Inschrift, die bereits über dem Schwanz des rechten
Drachens einsetzt und erst oberhalb des dem Einhorn entgegentretenden Löwen endet.
Sie ist in Romanischer Majuskel ausgeführt und in Form eines einsilbig leoninisch gereimten
Hexameters verfasst, der folgenden Wortlaut hat:

EVOMIT • INFVSV(M) • HOMO • CERVVS • AB • ANGVE • VENENVM
Ubers.: Wie der Hirsch speit der Mensch das von der Schlange eingeflößte Gift aus.

Die Buchstaben weisen konstant schmale Kerben auf, variieren jedoch erheblich in
Größe und Neigung. Sie tragen lange Sporen, die überwiegend rechtwinklig anliegen,
an den Schrägschäften aber waagerecht ausgerichtet sind (vgl. Abb. 5). In unzialer Form
erscheinen ein E, das nur am Versanfang in EVOMIT einen Abschlussstrich aufweist,
ein H und ein links geschlossenes M, dessen halbkreisförmiger rechter Bogen vom linken
separiert und unter die Grundlinie gezogen ist. Das trapezförmige A besitzt einen
beiderseits überstehenden Deckbalken. Der obere Balken des F wurde stark verkürzt
und hakenförmig nach oben umgebogen; an seinem unteren Schaftende ist der Sporn
asymmetrisch weit nach rechts zu einem Zierbalken verlängert. Die Bogenenden des G
sind weit in die Zeile eingebogen, während die am unteren Ende anliegende Cauda nahezu
rechtwinklig nach außen absteht. Die Schäfte des TV sind auch an den Gelenkstellen
mit Sporen besetzt. Teilweise trifft der Schrägschaft schon weit oberhalb der
Grundlinie auf den rechten Schaft. Das etwas kleinere O ist kreisrund und näher an den
oberen Zeilenrand gerückt, die Cauda des R leicht geschwungen. Als Worttrenner dienen
kleine Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Die Schrift ist in ihrem Formeninventar und in ihrer dünnstrichigen Ausführung für
die Romanische Majuskel durchaus typisch und bietet keinerlei Anlass, an ihrer Authentizität
zu zweifeln.17 Dabei deutet das überwiegend offene E im Zusammenhang
mit den noch völlig fehlenden Bogenschwellungen auf eine relativ frühe Entstehung innerhalb
des 11. oder 12. Jahrhunderts hin. Ein späterer Zeitpunkt kommt kaum in Be-

17 Die teilweise geäußerte Ansicht, bei der Inschrift handele es sich um einen nachträglichen Zusatz aus
der Zeit der Renaissance, ist abwegig, vgl. dazu Wiebel, Taufstein (wie Anm. 2), S. 28. - Weizsäcker, Der
Freudenstädter Taufstein (wie Anm. 2), S. 12. - Keppler, Der frühromanische Taufstein (wie Anm. 2), S. 34.
- Keppler, Bildwerk (wie Anm. 2), S. 5. - Zur Romanischen Majuskel allgemein vgl. Walter Koch: In-
schriftenpaläographie des abendländischen Mittelalters und der früheren Neuzeit. Früh- und Hochmittelalter
. Wien 2007 (Oldenbourg Historische Hilfswissenschaften), S. 148-216. - Rudolf M. Kloos: Einführung
in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Darmstadt 21992 (Die Kunstwissenschaft
), S. 123-125.

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