Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 11
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Der Freudenstädter Taufstein und das Bietenhausener Tympanon

6 Freudenstadt, ev. Stadtkirche, Taufstein: Szene mit Hund und Schlange (Detail) (Bildrechte wie bei
Abb. 1).

letztlich das Taufwasser jeder Kirche.26 Insofern bildete der Lebensbaum den Urgrund
für die Wirksamkeit des Tauf Sakraments und mithin die conditio sine qua non für die
Befreiung von der hier durch die Schlange symbolisierten Sündhaftigkeit des Menschen
. Es verwundert daher nicht, dass das ikonographische Lebensbaummotiv auf
zahlreichen Taufsteinen wiederkehrt.27

Indessen ist auf dem Freudenstädter Taufstein derselbe Vorgang auf der annähernd
gegenüberliegenden Seite noch einmal wiedergegeben (Abb. 6): Uber dem Schwanz des
linken Drachen ist hier anstelle des Hirsches ein springendes Tier abgebildet, aus dessen
Maul wiederum eine Schlange kriecht und vor dem ebenfalls das lilienförmige Symbol
des Lebensbaumes erscheint.

Im Rückgriff auf den Physiologus hat man das Raubtier bislang entweder als Panther
oder als Ichneumon (Raubtier aus der Familie der Mangusten) identifiziert, weil
darin beide als Bezwinger von Schlangen bzw. Drachen beschrieben werden.28 Unter

26 Vgl. dazu die Segensformel im sechsten Abschnitt des Taufwasserweihegebets: Vnde benedico te, crea-
tura aquae, per deum [...] Qui te de paradisi fönte manare fecit, et in quattuor fluminibus totam terram ri-
garepraecepit. [...] Qui te una cum sanguine de latere suoproduxit [...]; vgl. Alexander Olivar: Vom Ursprung
der römischen Taufwasserweihe. In: Archiv für Liturgiewissenschaft 6.1 (1959), S. 62-78, hier S. 64.
Ubersetzung: Daher weihe ich dich, Geschöpf des Wassers, durch Gott [...], der dich von der Quelle des
Paradieses strömen ließ und in vier Flüssen die gesamte Erde bewässern hieß, [...] der dich gemeinsam mit
dem Blut aus seiner Seite hervorbrachte. - Zur Verbindung von Lebensbaum (Kreuz Christi), Paradiesstrom
und Taufe siehe auch Tertullian: Adversos Iudaeos. Gegen die Juden. Ubersetzt und eingeleitet
von Regina Hauses. Turnhout 2007 (Fontes Christiani 75), S. 285 (13,11 f.). - Sancti Hilarii Pictaviensis
episcopi tractatus super psalmos. Instructio psalmorum. In psalmos I-XCI. Cura et studio Jean Doignon.
Turnholti 1997 (Corpus Christianorum Series Latina61), S. 27-31 (I, 14-17). - Zum Tauf stein als Symbol
des Lebensbrunnens und der vier Flüsse im Paradies vgl. Nordström, Mediaeval Baptismal Fonts (wie
Anm. 20), S. 11-20, 31-36. - Zum Ritus der Taufwasserweihe allgemein siehe auch Schlegel, Mittelalterliche
Taufgefäße (wie Anm. 2), S. 95.

27 Vgl. Schlegel, Mittelalterliche Taufgefäße (wie Anm. 2), S.299f., 329 Kat.-Nr.4 (Amelsen), 49 Kat.-
Nr. 49 (Kissing), 491 Kat.-Nr. 80 (Schledehausen) und öfter. - Bauerreiss, Arbor vitae (wie Anm. 14),
S. 57-64.

28 Vgl. Der Physiologus. Tiere und ihre Symbolik. Ubertragen und erläutert von Otto Seel. Zürich
51960, S. 27f. (Panther), 39 (Ichneumon). - Zur Interpretation des auf dem Taufstein dargestellten Tieres als
Panther vgl. Kalbaum, Romanische Türstürze (wie Anm. 2), S. 178. - Dürring, Taufstein (wie Anm. 2),

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