Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 14
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Jan Ilas Bartusch

in einem seiner Briefe: non Semper in malo accipiendi sunt canes [.. .].36 Vielmehr seien
die Hunde nur dann tadelnswert, wenn sie ihre nützlichen Eigenschaften vermissen ließen
, nämlich zu wachen und zu bellen: Vigilant enim et latrant boni canes, et pro domo
et pro dominoy et pro grege et pro pastore?7 Gregor der Große misst den Hunden sogar
noch eine größere Wertschätzung bei, indem er sie in seiner Auslegung des Eingangsverses
zum 30. Kapitel des Buches Hiob mit den heiligen Gelehrten und Leutpriestern
der Gemeinden vergleicht: Vel qui alii hujus gregis canes vocantur, nisi doctores sancti,
qui eorumdem fidelium custodes exstiterunt.38 Doch gebe es eben auch unter den
Schriftgelehrten Verräter, die gleich stummen Hunden, die zum Bellen nicht taugen,
nicht für Gott predigen wollten.39 Gregor spielt damit explizit auf die Priester der Juden
an. In diesem Sinne bleibt die Metapher des Hundes auch in den nachfolgenden
Jahrhunderten ambivalent. Hrabanus Maurus übernimmt in seiner Naturgeschichte
zunächst die positive Charakterisierung aus den Etymologiae Isidors von Sevillas: Nihil
autem sagacius canihus. Plus enim sensus ceteris animalihus habent.40 So seien sie die
einzigen, die ihren Namen verstünden, sie liebten ihre Herren, würden für sie ihr Leben
geben und diese auch nach deren Tod nicht verlassen, denn sie könnten ohne den
Menschen nicht existieren. Nachdem Hrabanus nach dem Vorbild Isidors auch ihre
Tapferkeit und Schnelligkeit herausgestellt hat, setzt er allerdings hinzu, dass der Hund
verschiedene Bedeutungen habe, denn er bezeichne ebenso aut diabolum vel Iudeum
siue gentilem populum - entweder den Teufel oder das jüdische oder ein ungläubiges
Volk.41 In diesem Zusammenhang greift er auf das biblische Sprichwort Melior est ca-
nis vivus leone mortuo zurück.42 Seines Erachtens sei der Löwe hier als Teufel, der
Hund aber als ungläubiger oder sündiger Mensch aufzufassen, der deshalb für besser zu
halten sei, weil er durchaus zum Glauben und zur Bußfertigkeit gelangen könne.43

36 Vgl. Sancti Aurelii Augustini Hipponensis episcopi epistulae. Recensuit et commentario critico in-
struxit Aloisius Goldbacher. Pars III: Epistulae CXXIV-CLXXXIV. Vindobonae 1904 (Corpus scrip-
torum ecclesiasticorum latinorum XXXXIIII), S. 357 (epist. CXLIX, 1, 10). Ubersetzung: Nicht immer
sind Hunde für schlecht zu halten [...].

37 Vgl. ebd. Ubersetzung: Denn die guten Hunde wachen und bellen, sowohl für das Heim als auch für
den Herrn, sowohl für die Herde als auch für den Hirten.

38 Vgl. Sancti Gregorii Magni moralia in lob libri XI-XXII cura et studio Marci Adriaen. Turnholti
1979 (Corpus Christianorum Series Latina 143a), S. 1014 (XX, VI, 15). Ubersetzung: Oder welche anderen
dieser Herde lassen sich als Hunde bezeichnen, wenn nicht die heiligen Gelehrten, die als Wächter derselben
Gläubigen hervorgetreten sind?

39 Vgl. ebd.: Unde Judaeorum tarditas, qui pro Deo loqui noluerunt, increpante propheta, reprehenditur,
qui ait: Canes muti, non valentes latrare (Isai. LVIJO). Ubersetzung: Daher wird die Säumigkeit der Juden
, die für Gott nicht predigen wollten, durch die Schelte des Propheten getadelt, der da sagt: Stumme
Hunde, die nicht zum Bellen taugen (Is 56,10).

40 Vgl. auch zu den folgenden Angaben Beati Rabani Mauri Fuldensis abbatis et Moguntini archiepiscopi
de universo libri viginti duo. In: Beati Rabani Mauri Fuldensis abbatis et Moguntini archiepiscopi opera
omnia. Tomus V. Accurante Johanne-Paulo Migne. Parisiis 1864 (Patrologiae cursus completus/ Series
Latina 111), Sp. 9-614, hier Sp. 223 (8,1). Ubersetzung: Nichts aber ist weiser als die Hunde. Sie verfügen
nämlich über mehr Sinne als die übrigen Tiere. - Siehe dazu Isidore de Seville: Etymologies. Livre XII:
Des animaux. Texte etabli, traduit et commente par Jacques Andre. Paris 1986 (Auteurs latins du Moyen
Äge), S. 111 (XII, 2, 25).

41 Vgl. Hrabanus Maurus, de universo (wie Anm. 40), Sp. 224.

42 Vgl. ebd. und Eccl 9,4. Ubersetzung: Ein lebendiger Hund ist besser als ein toter Löwe.

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