Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 16
(PDF, 88 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0024
Jan Ilas Bartusch

men neu errichteten katholischen Pfarrkirche St. Agatha unmittelbar unter der Dachtraufe
zwischen zwei Langhausfenstern in die Südwand eingelassen und kann sich hier
folglich nicht in situ befinden (Abb. 9).49 Im eingetieften Bildfeld dieser ehemaligen
Portalbekrönung stehen sich inmitten von mehreren Rosetten und geometrischen Figuren
zwei Hunde spiegelbildlich und im Profil gegenüber. Zwischen ihnen verbindet
ein senkrechter Doppelsteg den Bogenscheitel mit der Sehne und teilt dadurch das
Tympanon in zwei gleiche Hälften.

Die Identität der beiden figürlichen Reliefbilder als Hunde erschließt sich dabei unter
Berücksichtigung der oben angeführten Quellen aus zwei in den Rahmen gemeißelten
Inschriften, deren Sinn sich trotz ihrer verstümmelten Abschnitte noch eindeutig
ermitteln lässt.50 Die erste von ihnen zieht sich von der unteren linken Ecke über
den Bogenrand bis zu dessen rechtem Abschluss und lautet unter Kennzeichnung des
am Anfang verlorenen Textteils:

(......JPECCATOR • VIR • FEMINA • MORTIS • AMATOR51

Ubers.: [...] der Mann ein Sünder und die Frau die Gespielin des Todes.

Die zweite Inschrift verlief auf der Bogensehne, doch sind von ihr nur noch die letzten
beiden Worte erkennbar geblieben:

[---]FEM INA -PLORAT

Ubers.: [...] die Frau weint.

Glücklicherweise ist dieser Versschluss so spezifisch, dass sich der ehemals voranstehende
Teil nach den pseudocatonischen Distichen des späten dritten oder vierten Jahr-

49 Vgl. zur Bietenhausener Pfarrkirche, ihrer Geschichte und Ersterwähnung zuletzt Andreas Zekorn:
Zur Ortsgeschichte von Bietenhausen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: Hohenzollerische
Heimat 61 (2015), S. 45-47 (Teil 1), hier S. 46. - Ingrid Helber: Kunst- und Kulturdenkmale im Zollernalbkreis
. Mit einem Beitrag von Andreas Zekorn. Hg. vom Zollernalbkreis. Stuttgart 2001 (Zollernalb-
Profile B 1), S.258. - Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden
. Hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Bd. 7: Regierungsbezirk Tübingen. Stuttgart
1978, S. 230. - Elmar Blessing: Die Kirchen-, Kapellen- und Altarpatrozinien für den Kreis Hechingen
im Mittelalter und in der Neuzeit. Diss. Tübingen 1962, S. 15, 75 f. - Walther Genzmer (Hg.): Die Kunstdenkmäler
Hohenzollerns. Bd. 1: Kreis Hechingen. Bearb. von Friedrich Hossfeld und Hans Vogel.
Vorarbeiten von Wilhelm Friedrich Laur f und Albert Waldenspul. Geschichtliche Einleitung und
Ortsbeschreibungen von Willy Baur Hechingen 1939, S. 40-42. - Franz Xaver Hodler: Geschichte des
Oberamts Haigerloch. Im Auftrag des Kreisausschusses Hechingen hg. von Nikolaus Müller. Hechingen
1928, S. 620-628. - Karl Theodor Zingeler und Wilhelm Friedrich Laur (Bearb.): Die Bau- und
Kunst-Denkmäler in den Hohenzollern'schen Landen. Stuttgart 1896, S. 55.

50 Zur Deutung der Tiere als Löwen vgl. Kalbaum, Romanische Türstürze (wie Anm. 2), S. 208-210.

51 Der Schaft des F in FEMINA besitzt wie der des P in PECCÄTOR am unteren Ende einen deutlichen
Zierbalken, der für die betreffenden Majuskelbuchstaben im Hochmittelalter vielfach belegt ist, vgl. Fran-
tisek Muzika, Die Schöne Schrift in der Entwicklung des Lateinischen Alphabets. Bd. 1. Hanau/Main
1965, S. 303, 334. Ein handschriftliches Beispiel für das P bietet die ca. 1134-1156 verfasste Chronik des
Klosters Petershausen (fol. 50v), vgl. Unverrückbar für alle Zeiten. Tausendjährige Schriftzeugnisse in Baden
-Württemberg. Ausstellung des Generallandesarchivs Karlsruhe mit der Badischen Landesbibliothek
und den Staatsarchiven Baden-Württemberg. 20. August bis 10. Oktober 1992 in der Badischen Landesbibliothek
Karlsruhe. Hg. vom Generallandesarchiv Karlsruhe. Bearb. von Wilfried Rössling und Hansmartin
Schwarzmaier. Karlsruhe 1992, S. 118 f. (Abb.). - Zur Ausführung des F siehe unten im Fließtext.

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0024